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MORITZ
2020-03
Blue Bayou
»Minari« hat vom amerikanischen
Traum einer koreanischen Einwandererfamilie
erzählt. Regisseur und
Schauspieler Justin Chon schildert in
seinem Emotionsdrama, wie dem
als Kind adoptierten Antonio Steine
in den Weg gelegt werden, als der
eine Familie mit einer US-Frau gründen
will.
Start: 10. März
The Card Counter
Sein Name ist Friedrich Schiller
entlehnt, ganz dem Motto »Der
Starke ist am mächtigsten allein«
entsprechend. Der von Oscar Isaac
gespielte William Tell ist in Paul
Schraders Drama ein Getriebener,
der beim Kartenspielen Erlösung an
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Erlösung von seiner Zeit, als er in
Abu Ghraib Geständnisse aus
Gefangenen herauspressen musste.
Verdrängen lässt sich diese Vergangenheit
nicht, trashmetalmäßig blitzt
sie in Gedanken und Träumen
immer wieder auf. Mit diesem
Schicksal muss Tell leben, seine
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umso größer dafür die Faszination,
wie Schrader und sein Kameramann
Alexander Dynan die Hölle eines
persönlichen Traumas mit der unwirklichen
Scheinwelt der Casinos in
Einklang bringen.
Start: 3. März
C’mon, C’mon
Wie stellen sich Kinder die Welt von
morgen vor? Joaquin Phoenix spürt
dieser Frage als Radioreporter auf
einer Reise durch die USA nach. Die
Antworten fallen dabei durchaus in
die Kategorie »Kindermund tut
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ter sehr erfrischend und oft auch
weise. Mit im Schlepptau hat er vorübergehend
seinen neunjährigen
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wecktes Kerlchen ist und darunter
leidet, dass er seinen psychisch
erkrankten Papa und die sich um
ihn kümmernde Mama vermisst.
Mike Mills (»Beginner«, »Thumbsucker
«) erzählt einmal mehr eine
berührende Familiengeschichte, die
den Gefühlswelten ihrer Figuren
nachspürt. Darüber hinaus ist der
Film mit grandios durchdachten und
von Tiefenschärfen durchzogenen
Schwarz-Weiß-Aufnahmen bebildert.
Start: 24. März
Der Schneeleopard
Was mag das für ein Geduldsspiel
gewesen sein, der vom Aussterben
bedrohten Wildkatze im vegetationsarmen
tibetanischen Hochland
nachzuspüren. Tagelang lag das Filmemachertrio
auf der Lauer. Ihr Einsatz
belohnt mit grandiosen Natur-
und Tieraufnahmen und gibt das
Gefühl von Entschleunigung.
Start: 10. März
The Batman
Es soll der düsterste und brutalste
aller bisherigen Batman-Filme sein,
der längste ist es mit nicht ganz drei
Stunden auf jeden Fall. Und lang ist
auch die Vorgeschichte der Produktion,
die schon 2016 begann. Robert
Pattinson spielt den gegen Korruption
kämpfenden Superhelden, Matt
Reeves führte Regie.
Start: 3. März
Coppelia
Es ist ein gelungenes Filmexperiment,
ein getanztes Märchen ohne
Worte, aber doch mit eindeutiger
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und an sich zu glauben, sich nicht
von Machtmenschen wie Dr. Coppelius
verführen zu lassen. Die Kulissen
sind gezeichnet, bevölkert werden
sie von Balletttänzern.
Start: 3. März
Cyrano
War in Verbindung mit dem romantische
Verszeilen schreibenden Cyrano
de Bergerac nicht immer die
Rede von einer zu großen Nase? Der
Titelheld der Adaption des auf histo-
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seurs Joe Wright (»Stolz & Vorurteil«)
hat nun einen anderen Makel. Er ist
kleinwüchsig.
Start: 3. März
Drei Etagen
Ein Haus, drei Familien, unterschiedliche
Schicksale und wie sie über einen
Zeitraum von zehn Jahren die
Bewohner prägen. Nanni Moretti,
ein Meister darin, Melodramen ironisch
auszugestalten, bleibt seinen
Themen Schuld und Vergebung
treu, diesmal fehlt ihm als Regisseur
aber die Leichtigkeit.
Start: 17. März
Die Gangster Gang
Böse zu sein ist einfach. Wer gut
sein will, braucht einen ausgeklügelten
Plan. So lautet das Motto dieses
Animationsabenteuers. In der deutschen
Synchronfassung werden die
tierisch guten Bösewichte unter anderem
von Sebastian Bezzel, dem
Kabarettisten Kurt Krömer und Jannis
Niewöhner gesprochen.
Start: 17. März
Petite Maman - Als
wir Kinder waren
Der Wald und ein Baumhaus dienen
einem achtjährigen Mädchen als Tor
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Schlüssel, die eigene Mutter in ihrer
Trauer um die verstorbene Großmutter
und verdrängte Kindheitserinnerungen
zu verstehen.
Start: 17. März
Parallele Mütter
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(Penélope Cruz) und die erst 17-jährige Ana (Milena Smit). Nun liegen
sie in Madrid im gleichen Krankenzimmer, die eine voller Freude auf
ihr Kind, die andere weniger. Als Janis ihren Wonneproppen dem
vornehmlich leiblichen Vater, einem Archäologen, der sie bei der
Untersuchung von Massengräbern in ihrem Heimatdorf aus Zeiten des
Spanischen Bürgerkrieges unterstützt, stolz präsentiert, sieht der in
den Zügen des Babys keine Ähnlichkeiten. Warum, das scheint Janis an
dieser Stelle schon zu ahnen. Spannend ist nun, wie sie mit den
Erkenntnissen umgeht, mehr noch, nachdem sie Jahre später Ana
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seine beiden ihrerseits vaterlos aufgewachsenen Figuren auf ihrem von
Emotionen und der Frage nach den eigenen Wurzeln bestimmten Weg,
in dem sich Vergangenheit und Gegenwart auf eine spannende Art miteinander
verknüpfen. Und wie gewohnt in seinen Filmen hat er auch
sein jüngstes Werk wieder auf explizit stylische und farbenreiche Weise
ausgestattet und gestaltet.
Start: 10. März 2022 5 4 5
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