Freiwilligendienste & Soziale Berufe
Michel Mast Beatrice Asena
Die Chan cen in Der Altenp flege
»Ich Sp üre, ich kann WA s Bewegen«
Die Altenpflege gilt seit langem als das große Sorgenkind im deutschen Gesundheitssystem.
Doch wie ist es wirklich um die Pflege bestellt? MORIT Z hat sich bei zwei Auszubildenden des
Stuttgarter Sozialunternehmens leben&wohnen, ein Eigenbetrieb der Landeshauptstadt Stuttgart
(EL W), genauer erkundigt. Michel Mast vom Pflegezentrum des Generationenhauses der Rudolf
Schmid und Hermann Schmid Stiftung und Beatrice Asena, die am Hans Rehn Stift ausgebildet
wird, berichten von ihren Erfahrungen, weiten Weltreisen und der Kraft von Zitronenbäumen.
»Besonders gefällt mir, wenn ich
die Lebensgeschichten meiner Bewohner
zu hören bekomme. Da gibt
es immer viel zu entdecken«, so
schwärmt Beatrice Asena von ihrem
Beruf. Die junge Kenianerin hat einen
weiten Weg hinter sich. In ihrer
Heimat war sie als Krankenpflegerin
bei der Betreuung von HI V-Patienten
aktiv, bevor sie den Weg nach
Deutschland gefunden hat. Da sie ihre
pflegerische Erfahrung vertiefen
wollte, begann sie vor einem Jahr die
Ausbildung zur Altenpflege am Hans
Rehn Stift des EL W in Stuttgart.
»Für Auszubildende wie Beatrice bieten
wir ein spezielles Ausbildungsangebot
an«, erklärt Jochen Ackermann
ihr Pflegedienstleiter. »Die eigentlich
dreijährige Ausbildung wird auf
vier Jahre verlängert, damit wir einen
eigenen Intensivdeutschkurs parallel
zur Ausbildung anbieten können.
« Eine flache Hierarchie sowie
eine Übernahmegarantie und große
Aufstiegschancen nach der Ausbildung
sind die klaren Pluspunkte
beim EL W. »Der viel beschworene
Pflegenotstand ist in unserem
Haus nicht angekommen«, resümiert
Ackermann.
»Ich kann mich über ein junges und
sehr motiviertes Team freuen mit
dem ich gerne in die Zukunft gehe«.
Auch Michel Mast fällt als Pflegekraft
in die Kategorie jung und hoch motiviert.
Der Auszubildende im zweiten
Lehrjahr ist in der jungen Pflege des
Pflegezentrums im Generationenhaus
der Rudolf Schmid und Hermann
Schmid Stiftung tätig. Er betreut
junge Pflegebedürftige im Alter
zwischen 25 und 50 Jahren, die
wegen schwerer Erkrankungen auf
Hilfe angewiesen sind. »Ich betreue
mittlerweile auch einen Patienten,
der jünger ist als ich. Das geht einem
schon nahe«, berichtet Mast. Er
selbst habe schon seit einem Krankenhausaufenthalt
mit sieben Jahren
davon geträumt im medizinischen
Bereich tätig zu sein. Gerade die
Möglichkeit sich auch nach der Ausbildung
weiterzuentwickeln, ist für
ihn besonders wichtig. Aber auch er
hat schon viele besondere Geschichten
erlebt:
»Einer der Patienten in der Einrichtung
war sehr introvertiert und hat
kaum gesprochen. Als ich in seinem
Zimmer bei der täglichen Pflege Radio
gehört habe und zufällig das Lied
»Lemontree« mitgesummt habe, hat
auch er angefangen zu singen. Da
habe ich gespürt, ich kann etwas bewegen.
« alh
52 Ausb ildung & Karriere 2019/20