gesagt, charakterlich gefallen. Ich
setze auf junge Leute, die frisch von
der Schule kommen und gut in das
Auszubildenden-Team passen. Auch
Studienabbrecher, die nach ein oder
zwei Semestern erkannt haben,
dass der Studiengang nichts für sie
ist, erhalten eine faire Chance.
Haben Sie bevorzugte
Kandidaten?
Ich ziehe Absolventen oder
Auszubildende von Fachhochschulen
oder Dualen Hochschulen den
Universitätsstudierenden vor, da sie
genau wissen, wie sie eine
Aufgabe praktisch angehen und
lösen. Wir sagen unseren Dual-Studierenden
deutlich, dass sie lernen
müssen und stellen sie dafür sogar
frei. Wenn sie dreimal durch eine
Prüfung fallen, wäre der Ausbildungsvertrag
ja automatisch aufgehoben.
Unser Ziel ist eine qualitativ
hochwertige Ausbildung und die
Übernahme der Auszubildenden.
Worauf achten Sie im Bewerbungsgespräch
verstärkt?
Ich achte weniger auf die Knigge-
Regeln. Da bin ich sehr liberal
(lacht). Es ist Aufgabe der Eltern und
der Schule, Kindern Anstand und
Benehmen zu vermitteln. Es
gehört sich eigentlich, dass man
aufsteht, wenn jemand den Raum
betritt, aber darüber würde ich
hinwegsehen. Ich erwarte von Bewerbern
nur, dass sie mir die Hand
geben und Augenkontakt halten.
Aus dem Fenster schauen oder auf
das Handy schauen wären No-Gos.
Wartende Bewerber, die zu einer
Fachzeitschrift greifen, machen auf
mich auch einen guten Eindruck.
Passivität oder reines Antworten
auf Fragen mit »Ja« oder »Nein«
wären im Bewerbungsgespräch zu
wenig.
Ich wünsche mir Interesse und
aktive Beteiligung am Gespräch. Ich
habe keinen Fragenkatalog, aber
wenn ich merke, dass jemand eine
Antwort auswendig gelernt hat,
greife ich ein, stelle eine überraschende
Frage und warte die Reaktion
ab. Das ist für meine Einschätzung
sehr wichtig. Auf 15- bis
18-jährige Ausbildungsbewerber
stelle ich mich natürlich anders ein
als auf Bewerber für offene Positionen.
Wie wichtig ist die Weiterbildung
von Mitarbeitern?
Wir investieren jährlich ungefähr
250.000 Euro in die bedarfsgerechte
Weiterbildung unserer Mitarbeiter.
Das ist für ein mittelständisches
Unternehmen schon eine sehr beachtliche
Summe. Mitarbeiter kommen
oft auf uns zu und wir achten
darauf, dass sowohl Arbeitnehmer
als auch Arbeitgeber von der Weiterbildung
profitieren. Den neuen
Auszubildenden haben wir jetzt einen
einwöchigen Einführungskurs
bei der IHK ermöglicht, damit sie
nicht sofort ,ins kalte Wasser‘ geworfen
werden. Inhalte waren Produktdesign
und Firmengründung,
das fand ich bemerkenswert. Die
Projekt-Ergebnisse wurden uns präsentiert.
Wenn Auszubildende nach
Prüfungskursen fragen, machen wir
diese möglich.
Frau Sommer, warum haben Sie
sich für eine Ausbildung zur Industriekauffrau
entschieden?
Ich wusste erstmal gar nicht, was
ich wollte. Auch die Schule hat mich
nicht darauf vorbereitet, das war ein
Problem. Ich habe es zuerst mit
einem Praktikum in einer Bank probiert.
Das war aber nichts für mich,
weil es am Schalter sehr langweilig
war.
Dann habe ich mich in Richtung Industrie
orientiert und mich hineingelesen.
Interessant fand ich, dass
ich als Industriekauffrau Einblicke
in die Abläufe verschiedener Unternehmensbereiche
wie Produktion,
Personal, Vertrieb oder Einkauf erhalten
konnte. Das hat mir sehr geholfen
und inzwischen fragen mich
neue Kollegen um Rat. Ich finde
meinen Beruf spannend und habe
meine Ausbildungszeit jetzt auf 2,5
Jahre verkürzt. Im November mache
ich meinen Abschluss.
Wie haben Sie nach Ausbildungsplätzen
gesucht?
Ich habe mit einer App gearbeitet,
die von verschiedenen Jobportalen
Stellenangebote sammelt. Dadurch
wurde ich auf die Anzeige der
E. Zoller GmbH & Co.KG aufmerksam.
Weil ich nicht genau wusste,
was Zoller herstellt, bin ich auf die
Homepage gegangen, habe mir ein
Ausbildungsvideo angeschaut und
mich über das Karriere-Portal online
beworben. Im Vorstellungsgespräch
erfuhr ich dann mehr über
die Geschäftsbereiche.
Was war das Schwierigste an
Ihrer Bewerbung?
Meine Schwester hat mir vor allem
beim Anschreiben geholfen. Das
hatten wir in der Schule nicht geübt.
Der Lebenslauf hingegen fiel mir
sehr leicht.
Was ist Ihnen im Anschreiben
wichtig, Frau Zoller?
Das Motivationsschreiben darf nicht
zu kalt sein und sollte einen kleinen
Einblich in die Persönlichkeit geben.
Azubis können Hobbys oder Aktivitäten
nicht nur im Lebenslauf auflisten,
sondern können diese auch
im Anschreiben anführen. Was nicht
geht, sind Vorlagen aus dem Internet
oder falsche Adressköpfe.
Frau Sommer, wo sehen Sie Ihre
berufliche Zukunft?
Ich werde definitv bei der E. Zoller
GmbH & Co.KG bleiben. Ich freue
mich, dass mich die Geschäftsführung
schon frühzeitig über meine
Übernahme informiert hat und mich
wertschätzt. Meine Lieblingsabteilung
ist die Arbeitsvorbereitung. Hier
dreht sich alles um die Aufträge.
Wir sorgen für die Planung und Einhaltung
von Terminen sowie die
Vormontage. Derzeit bin ich für reibungslose
Abläufe in der Linienfertigung
zuständig und kommuniziere
mit vielen Abteilungen. alh
E. Zoller GmbH & Co. KG
Gottlieb-Daimler-Straße 19,
74385 Pleidelsheim
www.zoller.info
Ausbildung & Karriere 2019/20 11