künftige Bundesregierung dringend
nachbessern.
Siebert spricht von einer »Karrierefalle
«: Gerade in Hotels, Restaurants
und Bäckereien seien Minijobs und
Teilzeit-Verträge stark verbreitet. »Die
Kellnerin in Vollzeit ist die Ausnahme
«, so Siebert. Wer jedoch 20 oder
25 Stunden arbeite, habe es beim
beruflichen Aufstieg deutlich schwerer.
Das gehe aus einer Studie der Hans-
Böckler-Stiftung hervor. Danach sind
für Teilzeit-Beschäftigte auch Gehaltszuwächse
und Beförderungen seltener.
Im Landkreis Heilbronn werden
laut NG 72 Prozent aller Teilzeit- und
Mini-Jobs von Frauen ausgeübt – bei
vielen ist die Vereinbarkeit von Familie
und Beruf dafür ausschlaggebend.
Wie die IAW-Studie zeigt, sind Maßnahmen
zur besseren Vereinbarkeit
von Beruf und Familie trotz eines
leichten Anstiegs insgesamt immer
noch wenig verbreitet. Die »Rücksichtnahme
bei den Arbeitszeiten«
steht hier mit großem Abstand auf
Platz eins in der betrieblichen Praxis
(21 Prozent der Betriebe). Finanzielle
Beteiligung an der Kinderbetreuung,
Unterstützung bei pflegebedürftigen
Angehörigen oder Angebote für
Beschäftigte in Elternzeit sind indes
noch stark ausbaufähig (jeweils weniger
als zehn Prozent der Betriebe).
»Unser leistungsstarker Wirtschaftsstandort
braucht die Fähigkeiten von
qualifizierten Frauen als Fach- und
Führungskräfte, um innovativ und
wettbewerbsfähig zu bleiben«, sagte
Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut. Die Ministerin
appellierte daher an die Unternehmen,
ihr Engagement zu verstärken
und auch die Chancen der Digitalisierung
für eine familienbewusste
Arbeitswelt noch stärker zu nutzen.
Betriebliche Aktivitäten zur gezielten
Förderung von Frauen – beispielsweise
durch Mentoring-Programme, Frauenförderpläne,
spezielle Weiterbildung
oder betriebliche Zielvereinbarungen
zur Erhöhung des Frauenanteils –
sind in Baden-Württemberg und
auch in ganz Deutschland allerdings
insgesamt immer noch sehr schwach
ausgeprägt. Abschließend wäre also
festzuhalten: Die Analysen auf Basis
des IAB-Betriebspanels zeigen, dass
die Beschäftigung von Frauen in
Baden-Württemberg deutlich stärker
wächst als die Gesamtbeschäftigung.
Der Frauenanteil hat mit 45,4 Prozent
einen neuen Höchstwert erreicht und
nähert sich dem gesamtdeutschen
Durchschnitt von 46,1 Prozent weiter
an. Frauen verdienen im Schnitt
laut Statistischem Bundesamt in
Deutschland rund 21 Prozent weniger
als gleichgestellte Männer, im
EU-Schnitt liegt dieser Wert bei 16
Prozent. Die »weibliche Rentenlücke«
beträgt laut DIW dabei in den alten
Bundesländern 42 Prozent. in Zahlen
ausgedrückt heißt das: ein Rentner
bekommt im Schnitt 994 Euro, eine
Rentnerin lediglich 576 Euro.
Dies ist zum einen darauf zurückzuführen,
dass Frauen häufiger in Mini-
und Teilzeitjobs beschäftigt sind und
durch Erziehungs- und Pflegezeiten
zudem bis ins hohe Alter weniger Rentenpunkte
angerechnet bekommen.
Damit wächst die Gefahr der Altersarmut.
tah
Foto: rawpixel by Unsplash