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Fotos: Holger Berg Stor y Die Körperwelten-Ausstellung »Zyklus des Lebens« ist noch bis zum 20. Mai 2017 in der Stuttgarter Hanns-Martin-Schleyer-Halle zu sehen und bietet dort spektakuläre Einblicke in den menschlichen Körper. Doch wie entstehen die dort gezeigten Plastinate? MORITZ-Redakteur Holger Berg war vor Ort in Gunther von Hagens Plastinarium in Guben und hat dort einen Blick hinter den Vorhang geworfen. »Die Menschen wollen das AuSS ergewöhnliche sehen« »Der ganz große Kulturkampf ist vorbei. Die Faszination der Ausstellung ist aber ungebrochen «, sagt Rurik von Hagens, Geschäftsführer der Gubener Plastinate und Sohn von Gunther von Hagens. Tatsächlich ist im Plastinarium im brandenburgischen Guben von Kulturkampf und den kontroversen Diskussionen, die die Ausstellung insbesondere in Deutschland in den Anfangsjahren auslöste, rein gar nichts zu spüren. Damit wird der Blick frei auf eine faszinierende Wissenschaft, die zwar mit dem Tod beginnt, aber dennoch ein Fest des Lebens ist. Denn die plastinierten Körper sind nahezu ewig haltbar und die Präparate leisten seit fast 40 Jahren in der Wissenschaft wichtige Dienste bei der Ausbildung von Ärzten sowie in der Erforschung von Krankheiten. Die überwiegende Zahl der Plastinate wird für Universitäten und Forschungseinrichtungen auf der ganzen Welt angefertigt. Die Ausstellungen sind im Endeffekt »nur« ein Nebenprodukt, das der Finanzierung der Forschung dient. »Der Erfolg der Ausstellungen hat uns selbst überrascht«, sagt Rurik von Hagens. Die Plastination selbst hat Gunther von Hagens 1977 an der Universität Heidelberg erfunden. Der Anatom war unzufrieden mit den damals üblichen im Formalin schwimmenden oder in durchsichtigen Kunststoffblöcken gegossenen Präparaten, die anatomische Details nur ungenau darstellten. Die bahnbrechende Idee von Hagens war es, das Zellwasser sowie die wasserlöslichen Fette in einem Vakuumverfahren durch Kunststoff zu ersetzen und dadurch Präparate zu bekommen, die man anfassen kann und die nahezu endlos haltbar sind. Seit 2006 arbeiten im Plastinarium in Guben alleine 40 der insgesamt mehr als 200 Mitarbeiter direkt an der Erstellung der Plastinate. Ein ganzes Jahr Arbeit steckt in jedem einzelnen Ganzkörperplastinat, das in der Stuttgarter Ausstellung zu sehen ist. »Die Menschen wollen das Außergewöhnliche sehen«, sagt Gunther von Hagens, der trotz seiner Parkinsonerkrankung immer noch fast jeden Tag vor Ort im Plastinarium ist, dort die Präparate abnimmt und weiterhin vor Ideen nur so sprüht. In Zukunft will sich von Hagens vermehrt um die Plastination von großen Tieren konzentrieren. Sein Traum ist es, einen kompletten Blauwaal zu plastinieren. Auch auf die Frage, was er für sich selbst nach seinem Tod plant, weiß von Hagens eine Antwort: »Ich werde als Plastinat am Eingang meines Plastinariums in Guben stehen und die Besucher begrüßen – mit Hut versteht sich.« www.koerperwelten.de 22 MORITZ 2017-03


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