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Story NEUE HOMEPAGE Foto: Christoph Schwärzler WWW MORITZ DE Ein Ritter Für Reutlingen Ja, es ist wahr: Reutlingen hat seinen eigenen Ritter. Und einen mit ritterlichen Tugenden noch dazu. Wer den ersten Achalmritter, Frank und Frey zu Reutlingen, in Rüstung, mit Schwert und Schild durch die Stadt gehen sieht, hält ihn wahrscheinlich lediglich für einen Exzentriker. Doch unter der metallenen Schale steckt kein Spinner, sondern ein vielseitig interessierter Künstler und sozial engagierter Bürger. Seit Sommer 2009 ist die Stadt Reutlingen Burgherr über die Ruine Achalm. Und weil Burgherren nunmal Ritter brauchen, entschloss sich der Reutlinger Künstler und Erfinder Frank Christoph Schnitzler, der erste Achalmritter zu werden. Er gründetet kurzentschlossen als Frank und Frey zu Reutlingen im Jahr 2010 den Verein »Freie Achalmritterschaft Reutlingen«. Dabei geht es nicht, wie der Verdacht es zuließe, um reinen Spaß an der Freude, sondern viel mehr um hehre Ziele. Schnitzler und seine Mitstreiter werben beispielsweise für den Aufbau der im 17. Jahrhundert abgebrochenen Achalmburg. »Das wäre ein echter Touristenmagnet und würde Arbeitsplätze schaffen«, ist der Ritter überzeugt. Mit einem Kurzfilm will er das Projekt 2015 präsentieren und damit einen weiteren Schritt in Richtung Wiederaufbau machen. Doch die nunmehr zehn aktiven Ritter und die etwa 40 passiven Vereinsmitglieder setzen sich nicht nur für Burg und Brauchtum ein. Sie wollen auch darüber hinaus Gutes tun. Die Achalmritter spenden für gemeinnützige Zwecke und laden jedes Jahr am ersten Sonntag im Oktober zum Herbstgrillfest, ihrem Solidaressen, in den Spitalhof, bei dem Bedürftige umsonst speisen, ein. »Ritterliches Verhalten« nennt Schnitzler das. »Die darin steckende Botschaft lautet: immer miteinander – nicht gegeneinander«. Dem Unglück auf der Welt entgegenwirken Der Dienst am Nächsten liegt dem Mittvierziger am Herzen. Als großes Vorbild nennt er Gustav Werner, den Gründer des Bruderhauses in Reutlingen. »Es gibt so viel Unglück und Leid auf der Welt, da ist jeder wichtig, der dem entgegenwirkt – und nicht nur zu Weihnachten«, erklärt Schnitzler. Daran hält er sich auch außerhalb der Achalmritterschaft. Er ist Mitglied der Arbeiterwohlfahrt und mit seiner Frank- Christoph-Schnitzler-Stiftung hilft er Menschen mit Handicap bei der Erfüllung ihrer Herzenswünsche. Etwa ermöglicht er einem Rollstuhlfahrer eine Raftingtour und verhilft einer gelähmten Schriftstellerin zu einer Mundmaus, mit der sie weiterhin ihre Bücher schreiben kann. Ritter und noch vieles mehr Auch wenn er gerade nicht den Ritter gibt, wird dem kreativen und umtriebigen Reutlinger nicht langweilig. Burgführungen auf der Achalm, Schlagzeugunterricht, eine Sendung im regionalen Radiosender »Wüste Welle« und sein ehrenamtlicher Job als »Stadtbote«, bei dem er in Gewandung und mit Glocke in Reutlingen unterwegs ist, um die Leute fürs Ehrenamt zu begeistern, halten ihn auf Trab. Darüber hinaus ist er als Maler kein Unbekannter und mit seiner Musikerfigur »Mootisave« war er vor Kurzem sogar beim »Supertalent« im Fernsehen. »Das war ganz okay«, erzählt Schnitzler zufrieden, auch wenn ihm »Poptitan« Dieter Bohlen nahegelegt habe, das Singen und das Liederschreiben doch besser sein zu lassen. Was bringt die Zukunft? Für die Zukunft hat Schnitzler große Pläne. Unter anderem will er sich verstärkt der Musik widmen – ein Mootisave-Album hat er für 2015 in der Mache –, er will wieder mehr schauspielern und mittelfristig plant er eine eigene Show fürs Fernsehen. Auch die Kommunalpolitik reizt Schnitzler. »Ich muss mindestens 84 Jahre alt werden«, sagt er schmunzelnd, »damit ich alles schaffe, was ich mir vorgenommen habe«. Christoph Schwärzler 8 MORITZ 2015-01


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