tb-04

MORITZ_TB_012015

Story NEUE HOMEPAGE WWW MORITZ DE Es ist eine Erfolgsgeschichte, wie sie das Theater nur selten schreibt. Als Volker Quandt, seinerzeit der neue Leiter des Kinder- und Jugendtheaters am LTT, vor 25 Jahren zum ersten Mal »Theatersport« auf die Bühne brachte, konnte niemand ahnen, dass er ein Vierteljahrhundert später noch immer auf dem Spielplan stehen würde. Seit seiner Premiere ist Theatersport der VWKäfer unter den Theaterprogrammen – er läuft und läuft und läuft. Etwa 1.280 Shows und mehr als 400.000 Besucher sprechen für sich. Zum Jubiläum beschenkt sich das Theatersport-Team selbst mit einem neuen Programm. Froh und glücklich scheitern »Theatersport ist der Wettkampf zweier Schauspieler-Mannschaften, die sich in der großen Kunst des Improvisierens messen. Nichts ist vorher abgesprochen. Nichts ist vorbereitet. Alles wird auf Zuruf der Zuschauer spontan improvisiert.« Mit diesen Sätzen leitet Volker Quandt, der Direktor des Harlekintheaters, seit einem Vierteljahrhundert jede Vorstellung des Theatersports ein und bringt damit perfekt auf den Punkt, was in den nächsten Stunden die Besucher erwartet. Das Geburtstagskind Theatersport des Tübinger Harlekintheaters – das ist etwas Einmaliges. In einem Prestigeduell epischen Ausmaßes und mit der Atmosphäre und im Setting eines Fußballspiels messen sich seit 25 Jahren der »TSC Fortuna Faust« und die »Coole Rampe«. In einer wilden Mischung aus Schauspiel, Musik, Comedy, Pantomime, Tanz, Schlagfertigkeit und purem Irrsinn improvisieren sie sich durch die Aufgaben der beiden Halbzeiten und bringen das Publikum vor Lachen zum Weinen. Damit sich keine Routine einschleicht, laufen die Mannschaften in wechselnden Aufstellungen auf. »Routine ist tödlich«, erklärt Volker Quandt und verspricht, »wenn wir anfangen in Muster zu verfallen, dann hören wir auf.« Davon ist die Truppe aber noch meilenweit entfernt. Sie genießt es, dass jedes Mal etwas Neues und Unerwartetes passiert. »Uns auf der Bühne gegenseitig zu überraschen und in Schwierigkeiten zu bringen, macht riesigen Spaß. Und das Publikum merkt das«, so erklärt sich der Theatersportinitiator den lang anhaltenden Erfolg des Stücks. Zudem versuche das Ensemble, mit seinen Improvisationen immer eine Geschichte zu erzählen. »Viele glauben auch gar nicht, dass alles improvisiert ist und kommen immer wieder«, erzählt der Oberharlekin. »Rein statistisch gesehen, hat jeder der 90.000 Einwohner Tübingens über die Jahre vier-komma-acht-irgendwas Vorstellungen gesehen«, rechnet Quandt vor. »Und jetzt kommt‘s: Selbst in Tübingen gibt es immer noch Leute, die Theatersport überhaupt nicht kennen«. Ob das noch lange so bleibt, darf ruhig mal angezweifelt werden. Das Geburtstagsgeschenk Pünktlich zum Jubiläum holen die Theatersportler die große Keule heraus. 25 Jahre sind schließlich kein alltägliches Alter für ein Theaterprogramm. Also machen sich Volker Quandt und seine Mitstreiter sozusagen selbst ein Geschenk. »Grenzenlos« heißt das neue Programm, das am 24. Januar Premiere feiern wird. Wie beim Theatersport gibt das Publikum ein Thema vor und die Truppe improvisiert dazu, versucht eine Geschichte zu erzählen und das Publikum zum Lachen zu bringen. Damit enden die Gemeinsamkeiten aber auch schon. Es gibt keine Teams und keinen Wettkampf, dafür verzahnt das »improvisierte Gesamtkunstwerk« aus dem Stehgreif entstandene Texte, Tanz und Malerei. Vier Vorstellungen sind für das Stück mit Projektcharakter bisher geplant, drei davon in Tübingen. »Ich habe keine Ahnung, ob das funktioniert«, erzählt Quandt entspannt lächelnd, »wir werden wahrscheinlich froh und glücklich scheitern«. Der Geburtstag An ein Scheitern mag man bei dieser Erfolgsgeschichte aber kaum glauben. Angefangen hat alles am 13. Januar 1990, als es Volker Quandt nach mehreren Versuchen schließlich gelang, das »Theatresports«-Konzept des britischen Dramaturgen Keith Johnstone nach Deutschland zu bringen. Genauer gesagt auf die Bühne des Kinder- und Jugendtheaters des Landestheaters in Tübingen. Das Publikum war von Anfang an vom Theatersport begeistert. »Die haben uns die Bude eingerannt«, erinnert sich Quandt. Selbst dem Theater sonst nicht sehr zugeneigte Zuschauergruppen fanden den Weg ins LTT, um sich das Stück anzusehen. »Sogar Jugendliche kamen freiwillig ins Theater«, lacht er. Dass das Stück 25 Jahre später noch immer auf dem Spielplan stehen würde, hätte sich Quandt 1990 auch nicht träumen lassen. »Ein paar Jährchen, zwei Jahre oder so – ja«, sagt Quandt, »aber so lange, das war nicht vorhersehbar «. Vorhersehbar ist beim Theatersport eben nichts. Christoph Schwärzler »Grenzenlos«, Premiere Sa. 24. Januar, 20 Uhr, LTT, Tübingen, www.landestheater-tuebingen.de 4 MORITZ 2015-01


MORITZ_TB_012015
To see the actual publication please follow the link above