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MORITZ_LB_072017

Story Die Rockband »Eisbrecher« ist der Headliner des »Volle Kraft voraus«-Festivals am 8. Juli in Neu-Ulm und läuft am 2. Oktober auf der »Sturmfahrt«-Tour Stuttgart an. MORITZ-Redakteur Thomas Moegen sprach mit Kaleun Alexx »Checker« Wesselsky über seine Geld-, Gold- und Titan-Speicher, den Hunger nach Rock in Deutschland, Medien und Frauen, das Schicksal des Abendlandes und Softeis mit Keks. »Wir sind Rock-Dreikämpfer« Alles im Flow bei Eisbrecher und Dir? Alles im Flow? Bist Du U30!? Alles ist tight, ich bin total gechillt, wie man so schön neurussisch sagt. Alles easy. Ich habe von früh bis spät nichts zu tun und muss nur warten, dass der nächste Ferrari in die Garage fährt, halt Rockstar-mäßig. So Checker-mäßig? Auch das, also beides. Das eine ist wie das andere, ob Fernsehen oder Bühne. Hauptsache, fucking famous und die Ladies und das Geld fliegen einem in Strömen zu. Ich habe jetzt meinen dritten Geldspeicher gebaut und mach‘ jetzt den Dagobert. Zählen, zählen, zählen? Vergiss es. Wenn ich jetzt anfange, bin ich in 3.000 Jahren nicht fertig. Das können meine Kindeskinder machen. Um mal ein bisschen den Neid-Faktor in Germany anzukurbeln, das stimmt alles hundertprozentig und Du kannst das genau so schreiben. Nichts zu tun? Am 25.8. kommt das neue Album »Sturmfahrt« heraus... Ach ja, stimmt, Scheiße. Wir relativieren. Ich hätte was zu tun. Jetzt fällt es mir wieder ein. Danke für den Hinweis, das hätte ich ganz verpennt. Ich muss Promo machen, wir brauchen noch ein Cover, ein Booklet, wir brauchen, brauchen, brauchen. Tätsächlich ist mir nicht langweilig, jetzt, wo du es sagst. Jetzt ist Dein Sommerurlaub im Eimer? Urlaub ist sowieso nicht. Urlaub ist mein Leben. Jedes Mal, wenn ich ins Krankenhaus gehe und mich jemand fragt, was ich beruflich mache, schreibe ich immer Rockstar rein. Dann ist immer großes Lachen und mitleidiges Schauen. Wenn die dann merken, dass das stimmt, dann ist das immer ganz interessant, weil ich dann merke, dass mein Leben Urlaub ist. Rockstar sein ist so ein Ziel wie ,Ich will mal nach Mauritius‘. Da ich ja jetzt immer auf Mauritius bin, brauche ich keinen Urlaub. »Wir Leben in der Post-MTV-WElt« Aber jetzt Ironie-Modus aus: Es ist eine Entscheidung für eine Lebensaufgabe, wenn Du mit einer Band, die eine derartige Mucke macht, in Deutschland nach vorne kommen willst. Da musst du schon dranbleiben. Ich mache Eisbrecher jetzt seit 13 Jahren und jedes Mal, wenn ein Album kommt, glaubt man ahhh, Album fertig, dann kommt das große Oaaar. Auch in der Post-MTV-World gibt es die Notwendigkeit, Videos zu drehen, denn der moderne Mensch ist bei allem, was sich nicht bewegt und irgendwie bebildert ist, ja komplett raus. Lesen war gestern, heute muss es animiert sein. Wie durchbricht man die Routine? Mit 280 über die Autobahn, mal wieder den Kopf frei kriegen und die Omas in den Straßengraben jagen. Das muss mal sein, dann kann man auch wieder zurück zur Routine. Ihr Journalisten habt ja auch immer Weiber ohne Ende, Du bist immer woanders... Ja, genau, voll ins Schwarze getroffen! Sehr schön. Wusste ich es doch! Ich bin ein Bürohengst. Wenn Du ein Büro-Wallach wirst, hast Du etwas falsch gemacht. Für »Schock« und »Die Hölle muss warten « gab es Gold. Wartet das dritte Gold? Wir haben neben dem Geldspeicher auch noch einen Goldspeicher gebaut und den dritten, einen Platin-Speicher, bau ich auch grad. Nein, kein Grund zur Beschwerde. Wenn Du einen regionalen Radiosender aufdrehst, hörst du nichts, selbst wenn Bands international 50 Milliionen Platten verkaufen. Schau‘, ob Du irgendwo Rammstein hörst. Ich nicht. Rock findet nicht statt. Nicht im Fernsehen. Nirgendwo. Du kannst im Meer des World Wide Web ersaufen oder rumschippern und kein Land finden. Alles total formatiert. Witzigerweise sind die größten Festivals in Deutschland immer noch die Rockfestivals. Man fragt sich schon, wieso etwas, das schon erfolgreich ist, medial komplett ausgeblendet 6 MORITZ 2017-07


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