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STORY Foto: Gil Cohen Magen Erfreulich kurz nach seinem Stuttgart-Gastspiel in der Liederhalle im vergangenen Jahr kehrt der legendäre Ausnahmesänger Art Garfunkel zurück. Björn Springorum traf den Folkrocker mit der samtenen Stimme vor seinem Solo-Konzert »In Close Up« am 20. Juli auf der Freilichtbühne Killesberg und sprach mit ihm über lange Wege, den Big Apple, sein Leben als Glücksfall und die Farben von Songs. »Singen ist alles, was ich will« Ihre Stücke kennt jeder, der in den letzten 50 Jahren in welcher Form auch immer Musik gehört hat: Simon & Garfunkel sind das wohl legendärste Liedermacher-Duo der Musikgeschichte, ihre Folk-Oden »The Sound Of Silence«, »Scarborough Fair« oder »Bridge Over Troubled Water« haben auf ewig einen Ehrenplatz im musikalischen Olymp inne. Sicher, das alles ist lange her, die Beziehung zwischen Art Garfunkel und Paul Simon war nicht immer einfach. Heute sind die Wogen geglättet, heute hat jeder seinen Frieden mit den etwaigen Fehlern der Vergangenheit gemacht. Und konzentriert sich lieber auf das, was wirklich wichtig ist: Die Musik. Von ihr bekommt Art Garfunkel nicht genug. Mit seinen 75 Jahren ist er eigentlich mehr als reif für die Rente, für ein ruhiges Leben in seiner geliebten Heimat New York City. »Mein Körper will, dass ich weiterlaufe« Doch der Barde denkt gar nicht daran: Erst im vergangenen Jahr beendete er sein ambitioniertes Projekt, Europa zu Fuß zu durchqueren – vom Westen Großbritanniens bis Istanbul, mehrere Jahre, mehrere Etappen. Ganz klassisch, der Weg war das Ziel. »Mein Körper war während dieser Wanderungen in einem ganz bestimmten Rhythmus«, erzählt er im Interview. »Als ich diesen Rhythmus unterbrach, hatte mein Körper natürlich etwas dagegen. Er wollte weiterlaufen. Doch ich hatte Istanbul erreicht, das Ziel meiner Wanderung. Seither will mein Körper, dass ich wieder hinausgehe, dass ich weiterlaufe.« Er zuckt mit den Schultern. »Ich bin mit Leib und Seele New Yorker, der eben auch wie jeder New Yorker diese Klaustrophobie in der Stadt fühlt. Sie ist laut, sie ist eng, sie ist voll, also müssen wir die Stadt von Zeit zu Zeit verlassen. An die Luft kommen.« Dazu hat er nicht nur auf seinen Wanderungen Gelegenheit. Erneut befindet sich der große Sänger auf Tour und verzückt sein Publikum rund um den Globus. »Verpflichtung gegenüber Zuschauern« »Wenn ich als Künstler unterwegs bin, fühle ich eine gewisse Verpflichtung gegenüber meinen Zuschauern. Ich habe mich dazu entschlossen, ihnen eine schöne Zeit zu bescheren, also ist es meine Aufgabe, gut bei Stimme und gesund zu bleiben, pünktlich zu sein und ein lohnenswertes Erlebnis zu garantieren.« Ein Erlebnis, das neben Songs von Simon & Garfunkel und eigenen Stücken auch zahlreiche Anekdoten aus einem bewegten Künstlerleben bereithält. Und einen Menschen zeigt, der im Reinen ist – mit sich, seinem Leben, seiner Karriere. »Mein ganzes Leben ist ein einziger Glücksfall«, sagt er dann auch mit seiner melodiösen Stimme. »Von Musik leben zu können, Auftritte auf der ganzen Welt spielen zu können… wie vielen Künstlern ist das schon vergönnt? Jedem Hundertsten? Jedem Tausendsten? Zehntausendsten? Ich bin einer von denen, bei denen es geklappt hat. Das ist einer Mischung aus Talent und Glück zu verdanken.« Er pausiert kurz. »Gut, sagen wir sehr viel Glück. Es eröffnete mir und meinem guten Freund Paul Simon die Tore zu einem Leben voller wunderbarer Momente.« Festgehalten wurden sie in Stücken, die alle eine ganz eigene Geschichte erzählen, die nachklingen, die bei ihm wie auch bei seinem Publikum Erinnerungen heraufbeschwören. Und nicht nur das: »Zu jedem Song gehört eine Farbe«, outet sich Garfunkel als Synästhetiker, als Mensch also, der gewisse Empfindungen in Farben wahrnimmt. »Wenn ich ,99 Miles To LA‘ singe, befinde ich mich in einer Welt aus Waldgrün. ,Cecilia‘ hat die Farbe Orange – und bei ,Bridge Over Troubled Water‘ bin ich in einer ganz und gar silbernen Welt.« All diese Stücke wird Art Garfunkel auch auf der wunderbaren Freilichtbühne Killesberg zum Besten geben. Und dabei vor allem einer Vision folgen: »Lasst mich auf der Bühne einen Sound atmen, der wunderbar nachhallt und mich wie einen großen Künstler klingen lässt. Das ist alles, was ich will.« Björn Springorum Art Garfunkel – In Close Up Donnerstag, 20. Juli, 20 Uhr, SpardaWelt Freilichtbühne, Stuttgart, stuttgart-live.de MORITZ 2017-07 13


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