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MORITZ_HN_032017

Stor y EM 2014 in Samukov Bulgarien Wenn es in den Ring geht, atmet Johanna Schumann (im Bild rot) erst einmal tief durch. Sie trägt einen Einteiler mit angeschnittenem Bein und ohne Ärmel. Um die Hüften trägt sie ein fest gewickeltes massives Band. Denn die 32-Jährige ist Sumo-Ringerin. MORITZ-Redakteurin Birgit Obenland hat sie besucht und wurde dabei ordentlich Huckepack genommen. »Technik ist wichtiger als Kraft« Erst durch die Beine, dann bis ans Kinn, einmal drehen, umklappen, wieder drehen und zum Schluss noch ein dicker Knoten: Gar nicht so einfach, bis der Mawashi sitzt, den Johanna Schumann sich anlegen lässt. Der weiße, dicke Stoffgürtel gehört zur Kleidung der Sumo-Kämpfer. »Den kann man nicht alleine anziehen. Er wird so eng gewickelt, dass ich manchmal auch blaue Flecken bekomme«, erzählt Schuhmann. Europa-Meisterschaft in Georgien Die 32-Jährige aus Lauda-Königshofen arbeitet als Lehrerin für Biologie und Sport an der Heilbronner Gustav-von-Schmoller- Schule und hat ein eher außergewöhnliches Hobby: Sie ist Sumo-Ringerin. Im April geht es für sie zur Europa-Meisterschaft nach Georgien. Doch Schuhmann ist auch erfolgreiche Judo-Kämpferin. Mit dem TSV Tauberbischofsheim ist sie seit diesem Jahr in die erste Bundesliga aufgestiegen. Als 17-Jährige kämpfte sie bereits im erweiterten Nationalkader. Bei den Ü30-Europameisterschaften 2014 holte sie Silber und mit der Mannschaft sogar den ersten Platz. Die junge Frau mit den langen dunklen Haaren hat wenig gemein mit dem typischen Aussehen der japanischen Sumo-Ringer. Die muskolösen Arme und Beine jedoch lassen erahnen, dass die 32-Jährige ein richtiges Kraftpaket ist. »Sport macht immer selbstbewusst, Kampfsport sicherlich noch etwas mehr«, findet Schumann. »Gerade für Mädchen ist das wichtig. Eltern, die ihren Töchtern Kampfsport verbieten, verstehe ich deshalb nicht.« »Keine Fleischberge« Ein Judo-Trainer brachte die junge Frau vor einigen Jahren auf die Idee, den japanischen Ringsport einmal auszuprobieren. »Bis dahin hatte ich eigentlich das klassische Bild von diesen Fleischbergen vor Augen, die miteinander kämpfen. Doch dann fing ich an im Internet zu recherchieren. Und ich habe gemerkt, das läuft in Deutschland anders. Es gibt nämlich verschiedene Gewichtsklassen.« »War eine Kamikaze-Aktion« Ziemlich spontan beschloss Schuhmann, das Ganze einfach auszuprobieren. Gesagt, getan: »Das war wirklich eine Kamikaze- Aktion«, schmunzelt sie rückblickend. »Ich habe mitbekommen, dass in Oldenburg deutsche Meisterschaften im Sumo-Ringen stattfinden. Also dachte ich mir, das teste ich doch einfach mal aus.« Morgens um vier Uhr setzte sie sich also ins Auto, um pünklich um 9 Uhr im Norden auf der Matte zu stehen. »Dann habe ich kurz mal vor meinem ersten Kampf, das traditionelle Begrüßungsritual erklärt bekommen«, schildert sie. »Es geht dabei um Achtung und Respekt vor dem Gegner, wie bei jeder Kampfsportart. Dazu gehört auch, dass wir uns voreinander verneigen.« Ebenso wie, die leeren Hände, die sich die Kämpfer zeigen, bevor es los geht. »Diese Tradition hat ursprünglich damit zu tun, dass du zeigst, du hast keine Waffe in der Hand«, erläutert Schumann. Wer den Gegner beim Sumo aus dem Ring schiebt, hat gewonnen. Wer außer mit der Fußsohle den Boden berührt, hat verloren. »Die Regeln beim Sumo sind einfach, ich Sumo-Ringen Sumo ist ein japanische Kampfkunst, deren Wurzeln bis ins 7. Jahrhundert nach Christus zurückreichen. Der Begriff »sumo« ist japanisch und bedeutet »sich wehren«. Die Kämpfer nennt man Sumotori. Sie sind meist schwergewichtig und werden in speziellen Schulen, den Heya ausgebildet. Ziel des Kampfes ist es, den Gegner aus einem abgesteckten Kreis zu drängen oder ihn so aus dem Gleichgewicht zu bringen, dass er den Boden mit einem anderen Körperteil als den Fußsohlen berührt. Ein einzelner Kampf dauert meist nur einige Sekunden, auf einem typischen Turnier finden dafür aber mehrere hundert Kämpfe statt. 4 MMOORRIITTZZ 22001167--053


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