hn-04 neu

MORITZ_HN_032015

Story Bei Marc C. Woehr dreht sich alles um die Stadt, auf sie begründet sich sein künstlerisches Schaffen. Der gebürtige Neckarsulmer sprühte in den 80er Jahren in Heilbronn Graffiti, erschafft heute Collagen und arbeitet mit vielen unterschiedlichen Materialien. urbane Kunst mit regionalen Wurzeln Auf dem Heilbronner Kiliansplatz fing alles an. Am damaligen Eiscafé Presutti war Anfang der 80er Jahre der Treffpunkt der Skater und Hip Hopper. Die coolsten Typen und Mädels hingen dort ab. Unter ihnen war auch der Neckarsulmer Marc C. Woehr (40), da in Neckarsulm nicht viel ging. In diesen unbeschwerten Jugendtagen kam der heutige Ausnahmekünstler erstmalig in Kontakt mit Graffiti: »Am hellichten Tag wurde in der Theater-Unterführung gemalt. Mit Dosen! Es hat einfach niemanden gejuckt, weil es neu war und niemand Graffiti kannte«. Schon als Kind hatte Marc davon geträumt, einmal Künstler zu werden. »Graffiti habe ich wirklich nur zum Spaß betrieben. Mir war eine gute Stelle wichtig, auf der ich meinen Namen präsentieren konnte«, erzählt Marc rückblickend. Sein Zivildienst zog ihn nach seiner Ausbildung zum Werkzeugmacher nach Mainz, das damals ein gutes Pflaster für Graffiti war. Neben dem Graffiti beschäftigte er sich im privaten Umfeld schon damals mit der Leinwand und hatte bereits einige kleinere Ausstellungen in Heilbronn und Mainz. Für Galerien zu produzieren, kam ihm jedoch noch nicht in den Sinn. Bedingt durch seinen »normalen« Job lies dies seine Zeit einfach nicht zu. Dies sollte sich erst in den 2000er Jahren ändern, als er in Stuttgart eine Ausbildung zum Mediengestalter absolvierte und 2004 mit einem Freund die Agentur MFG – muster für gestaltung gründete. Bis heute führt er die Agentur und setzt für namhafte Kunden Elemente aus der Street- und Urban-Art um. Das Malen unter freiem Himmel geriet über die Jahre hinweg zunehmend in den Hintergrund und das Schaffen an der Leinwand gewann an Bedeutung. Die ersten durchschlagenden Erfolge als Künstler kamen 2008, als er auf zwei großen prominenten Kunstmessen ausstellte: gemeinsam mit FRERK auf der Art Basel und auf der Art Basel in Miami Beach beim Primary Flight. FRERK und Marc gestalteten eine 40 x 4 Meter große Fassade, direkt neben OBEY Shephard Fairy, Mr. Brainwash und WK, in der weltweiten Urban-Art-Szene die bekanntesten Künstler. Es folgten weitere Ausstellungen in Los Angeles (West Hollywood) und Washington D.C. Zum 20. Jahrestag des Mauerfalls und für das 25-jährige Rock am Ring-Jubiläum lieferte er Werke und repräsentierte Deutschland mit einer Arbeit in der internationalen Wanderausstellung »FIFA Fine Art 2010«. Zuletzt gestaltete er das Cover für das Mercedes Benz Mixed Tape. Leinwände statt Häuserfassaden Mit seinen Anfängen auf der Straße haben seine Werke heute kaum noch etwas zu tun. Er selbst beschreibt seine Arbeiten als sehr maskulin, mit harten Kanten und Linien. Wenige Farben, starke Kontraste und Architektur spielen eine Rolle. Mit seinen Arbeiten erschafft sich Marc seine eigenen Welten. Der Werkstoff Holz dominiert seine Werke. Es wird bemalt und in klar definierten Formen und Schichten übereinander gesetzt. Mittlerweile wurden der kantige Aufbau und die farblich reduzierte Farbgebung seiner Werke zu seinem Markenzeichen. Marc arbeitet mit einem Mix aus Öl- und Acrylfarbe. Neben Kreide, Bleistift, Spachtelmasse oder Struktur schaffendem Kleister spielt die Sprühdose nach wie vor eine Rolle in seinem kreativen Schaffen. Dabei reizt es ihn, verschiedene Techniken zu mixen und miteinander zu verbinden. In seinen Arbeiten ließ er sich über die Jahre hinweg nicht von Galeristen beeinflussen und blieb seinem Stil immer treu. Nur so könne man als Künstler hinter dem stehen, was man malt und ausstellt. Mit seiner Kunst will er seine eigene Geschichte spüren und nichts Greifbares ausdrücken. Das ist seine Inspiration. Jedes seiner Unikate enthält eine versteckte Botschaft. Die Werke erschließen sich nicht selten erst auf den zweiten Blick, abhängig vom Abstand des Betrachters. Manchmal muss man aber auch erst die Perspektive wechseln. Bei seinen Ausstellungen liebt er es, sich im Hintergrund zu halten und die Menschen beim Anblick seiner Bilder zu beobachten: »Was sie letztendlich darin interpretieren, überlasse ich gerne den Betrachtern selbst. Aber es ist schon immer wieder erstaunlich, welches Kopfkino bei dem einen oder anderen anspringt«. Bis Ende Mai stellt Marc seine Werke aktuell in der DHBW in Heilbronn aus. Die Preise variieren sehr stark von wenigen hundert Euro für kleinere Exemplare bis über 20.000 Euro für ein mehrteiliges Unikat. Nadine Cwik Infos www.marcwoehr.de 4 MORITZ 2015-03


MORITZ_HN_032015
To see the actual publication please follow the link above