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MORITZ Ausbildung & Karriere 2017 Freiwilligendienste & sozia le Berufe teilung von Mahlzeiten völlig falsch und sogar imageschädigend. Beim Dienst für und mit Menschen stehen in jedem sozialen Beruf Engagement, Fürsorglichkeit, Reden, Zuhören und Rücksicht auf charakterliche 100 Besonderheiten von Individuen an erster Stelle. Dafür müssen sich alle Mitarbeiter in den sozialen Berufen auch Zeit nehmen können. Speziell in der Alten- oder Krankenpflege muss beispielsweise auch der Austausch mit den Angehörigen stimmen oder für Abwechslung im Alltag und Unterhaltung von Bewohnern oder Patienten gesorgt sein. »Wenn ich Bewohnern hier geholfen oder einfach nur zugehört habe, dann lächeln sie und sind mir dankbar. Für die Momente, in denen ich so viel zurückbekomme, bin ich dann dankbar«, sagt Elif, Pflegefachkraft- Auszubildende bei der AWO im dritten Lehrjahr. Fa chkräftemangel Obwohl die schnell alternde deutsche Gesellschaft in Zukunft noch mehr Fachkräfte in den sozialen Berufen benötigen wird, herrscht derzeit ein gewisser Fachkräftemangel. Das hat viele Gründe: Gerade in Zeiten von niedriger Arbeitslosigkeit bewerben sich wenige auf einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz im sozialen Bereich, weil berufliche Alternativen in anderen Branchen optionslos erscheinen. Das Ausbildungsentgelt in sozialen Berufen von 850 im ersten bis 1050 Euro im dritten Lehrjahr ist zwar nicht üppig, liegt aber oft über der Vergütung in anderen Berufszweigen. Auch die mangelnde Kommunikation von reellen Aufstiegschancen, von akzeptablen Gehältern oder von zahlreichen Weiter- und Fortbildungsmöglichkeiten führt zu einem verzerrten Berufsbild und weniger Bewerbungen. Daher sei auch die Politik gefordert, noch attraktivere Rahmenbedingungen für die Ausübung sozialer Berufe zu schaffen, einer zu schnellen Privatisierung in der Branche der sozialen Berufe mit höherem staatlichen Einfluss entgegenzuwirken und öffentliche Wertschätzung für soziale Berufe zu erzeugen. Dass in der Branche der sozialen Berufe und beispielhaft im großen Sektor Altenpflege noch Verbesserungsbedarf besteht, zeigt eine Statistik der Bundesagentur für Arbeit vom September 2016. Im Jahr 2015 waren in Deutschland 617.000 Menschen in der Altenpflege tätig. 85 Prozent sind weiblich, nur 44 Prozent arbeiteten in Vollzeit und nur 53 Prozent waren ausgebildete Fachkräfte. Um den Anteil von Fachkräften in den sozialen Berufen zu erhöhen, kommt der Ausbildung in diesem Berufszweig deshalb eine gestiegene Bedeutung zu. Theorie und Praxis »Unsere Zusammenarbeit mit den Berufsfachschulen ist sehr gut. Das Lehrpersonal dort war selbst oft jahrelang in der Praxis tätig. Auch wenn ab und zu ein gewisser Unterschied zwischen theoretischen Lerninhalten und praktischer Realität zu erkennen ist, werden die Auszubildenden in den zwei wöchentlichen Tagen oder im Blockunterricht an der Berufsfachschule gut auf ihre Tätigkeiten vorbereitet. Im Unterricht werden wichtige theoretische Grundlagen erlernt. In der Praxis für, am und mit den Menschen wird für das Leben gelernt. Alle unsere derzeit 14 Altenpflegeschüler hier handeln verantwortungsvoll, sind motiviert und rechtfertigen das in sie gesetzte Vertrauen. Wir setzen auf eigene Auszubildende, um auch in Zukunft Qualität und Fortschritt zu gewährleisten und um von der Situation auf dem Arbeitsmarkt etwas unabhängiger zu werden«, lobt Andreas Haas. Soziale Einrichtungen und alle Mitarbeiter in den sozialen Berufen müssen einerseits staatliche Vorgaben erfüllen und zumindest kostendeckend arbeiten, dürfen andererseits aber auch keine »Massenabfertigungsbetriebe « sein, in denen die pflege- und hilfebedürftigen Menschen zu Objekten und die Berufstätigen zu überlasteten Maschinen werden. Weiterbildungsmöglichkeit In den letzten fünf Jahren wurde in der Altenpflege bei Maßnahmen zur beruflichen Weiterbildung mit Abschluss der Anteil an Weiterzubildenden zu Altenpflegefachkräften Foto: Fotolia erhöht und der Anteil von Weiter


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