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MORITZ_Stuttgart_092017

STORY Foto: Saeed Kakavand Alles auf Anfang bei Panda-Rapper Cro: Ernste Songs, neue Attitüde, reifes Image. Nur seiner Maske bleibt der Stuttgarter treu. Björn Springorum sprach mit dem selbstbewussten Allround-Talent über das neue Album »Tru.«, das am 8. September erscheint. Auch die Themen Hater und Neider, konstruktive Kritik, Selbstreflektion und die Vergänglichkeit des Ruhms standen auf der Agenda. CRO : »Nichts als die Wahrheit« Seit seinem kometenhaften Aufstieg im Jahr 2012 ließ sich eine auffällige Tendenz in Cros Karriere feststellen. Je erfolgreicher er wurde, desto jünger wurden seine Fans. Bei Konzerten waren auffällig viele Kinder und Teenies anwesend, nicht wenige belächelten den Stuttgarter Rapper mit der berühmten Pandamaske. Ihm, der mit bürgerlichem Namen Carlo Waibel heißt und Millionen Tonträger verkauft hat, ist das egal, wie er offen sagt: »Hater sind wichtig. Mittlerweile interessiert mich auch gar nicht mehr, was in ihren Berichten oder Kommentaren steht, sondern nur noch, wie lang die sind. Wie viel Mühe sie sich gegeben haben«, lacht er. Unweigerlich fragt man sich, ob dieser lockere Umgang mit Kritik auch nur eine Masche ist. »Es kommt natürlich immer darauf an, was gerade beleidigt wurde«, fährt er dann auch fort. »Wenn jemand keinen geraden Satz rausbringt und offensichtlichen Quatsch kritisiert, lässt mich das kalt, aber wenn jemand wirklich etwas kritisiert, dem ich auch zustimme, dann tut das schon weh.« In den vergangenen Jahren musste er viel Häme einstecken, oftmals wurde sein Pop- Stil als nichtssagend und naiv kritisiert. Das ist jetzt vorbei. Mit seinem dritten Album »Tru.« vollzieht der 27-Jährige eine drastische Kehrtwende. Die Songs sind länger geworden, die Themen ernster, die Musik komplexer. Ein Zeichen der Reife? Der Mann mit der Maske überlegt: »Ich bin schon immer wie dieses Album. Ich wollte damals schon so klingen, aber bestimmte Sachen müssen einfach erst mal reifen und man muss einen bestimmen Prozess durchmachen, bis man dahin kommt«, erklärt er und grinst: »Man muss ja auch Möglichkeiten haben, sich zu steigern.« Er sei eben einer, der am liebsten alles selber macht – vom ersten Beat bis zum letzten Schliff. »Nicht alles immer so ernst nehmen« Ein sichtlich gereifter Cro ist eben erst jetzt in der Lage, ein tiefgreifendes und beeindruckendes Album wie »Tru.« vorzulegen. Auf dem setzt er sich reflektiert und kritisch mit dem Ruhm und seiner eigenen Vergänglichkeit auseinander. Er selbst sieht »das allgemeine Älterwerden« dafür verantwortlich. Für eine Midlife-Crisis ist es dann aber doch noch etwas früh, oder? »Ich denke, es ist früher oder später ganz normal, dass wir uns fragen, was von uns bleibt. Für die meisten sind das Kinder, und meine Kinder«, sagt er nach einem Augenblick, »sind eben meine Lieder.« Die sind, wie oben bereits angedeutet, sehr ungewöhnlich für einen Künstler, der bislang gefühlt am Fließband Single-Hits abgeliefert hat. Die Songs auf »Tru.« sind zwischen zwei und acht Minuten lang, viel mit seinen früheren Erfolgen haben die nicht mehr gemein. Radiotauglich ist anders, so viel steht fest. »Ich ziele mit diesem Album Null Komma Null auf irgendeine Form von Radio-Airplay ab«, gibt er offen zu. »Ich wollte mich nicht an Drei-Minuten-Regeln halten, sondern meinem Gefühl folgen. Einfach laufen lassen. Wenn es die Radios nicht spielen, ist es ihr Ding«. Überheblichkeit? Nein. Eher spricht ein neues Selbstbewusstsein aus ihm. »Erfolg hat für mich nichts mit Verkaufszahlen zu tun. Viel mehr damit, ob man glücklich ist mit dem, was man tut und wer man ist. Wenn man mit dem, was man tut, auch noch andere glücklich machen kann«, so Cro, »hat man alles, was man braucht.« Nachdenklichkeit, Melancholie und Memento Mori sind Themen auf dem Album, das schon. An seiner grundlegend positiven Botschaft hat sich dennoch nichts geändert. Fragt man den Rapper, wofür er erinnert werden möchte, lässt die entsprechende Antwort zumindest nicht lange auf sich warten. »Dass ich Liebe, Glück und gute Gefühle verteilt habe. Dass man nicht alles immer so ernst nehmen soll und froh sein soll, hier zu sein. Die Menschen wissen immer nur, wann sie traurig sind. Aber kaum einer weiß, wann er glücklich ist«. Björn Springorum 4 MORITZ 2017-09


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