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Story »Trump ist Krank« Pink Martini kommen auf ihrer »Je dis oui!«-Tour nach Ludwigsburg. MORITZ-Redakteur Thomas Moegen sprach mit dem Bandleader Thomas Lauderdale über die USA, Trump, Multi-Kulturalität, seine Prägung, Umweltprobleme in Oregon und seinen Traum vom Bürgermeister-Amt. Wie lautet die musikalische Botschaft von Pink Martini? Love, Peace and Happiness würde ich sagen. Wir wollen Menschen zusammenbringen und vernetzen. Ich mochte die Musik auf Politik- und Fundraising- Events nicht, deshalb gründete ich die Band. Politisch seid ihr Kosmopoliten. Wie seht ihr die Lage der USA? Die USA sind nach rechts gerückt. Die Folgen sind Fremdenhass, mangelnde Empathie und die Unfähigkeit, komplexe Zusammenhänge zu erkennen. Geschichtliche, kulturelle und mediale Verklärung kommen hinzu. Wer gegen Einwanderer hetzt, übersieht, dass alle Amerikaner, abgesehen von den Indianern, die wir millionenfach abgeschlachtet haben, selbst Einwanderer waren. Unser Land ist so sehr mit Fernsehschauen beschäftigt, dass es den Sinn für die Realität verliert und Drama an diese Stelle tritt. Das ist überhaupt nicht smart. Es ist eine komische Zeit, in der wir leben. Seid ihr Beispiel für einen funktionierenden Schmelztiegel? Auf jeden Fall. Die multikulturelle Band ist eine hoffnungsvolle, integrierende Vision, wie die Welt sein kann. Deshalb ist es so schade, mit einer mental kranken, reaktionären Person im Weißen Haus zu leben. Mein Vater hat dazu eine sehr Zen-artige Einstellung. Menschen verändern sich nicht, wir machen dieselben Fehler immer wieder und durch alle Zeitalter hindurch. Ich glaube, dass das stimmt. Du wolltest Bürgermeister werden. Wäre das nicht Verschwendung von musikalischem Talent gewesen? Den Traum vom politischen Amt habe ich begraben. Es ist auch nicht mehr so erstrebenswert, da die amerikanische Öffentlichkeit unzurechnungsfähig ist und nicht formuliert, was sie erwartet. Vielleicht hast Du als Musiker auch mehr Einfluss? Es ist bestimmt leichter auf einem niedrigeren Level. Innerhalb der zwölfköpfigen Band lassen sich Konflikte schneller lösen als innerhalb der gesamten Bevölkerung. Es ist ein Balance-Akt, aber nie unmöglich. Wir haben Glück, Arbeit zu haben und die Welt zu bereisen. Ihr sammelt Geld für Projekte. Welche Probleme löst ihr? In der Nähe von Portland, Oregon, wo wir wohnen, steht eine Umwelt und Wasser-Katastrophe bevor, falls ein Erdbeben das vom Unternehmen Waste Management mit losem Müll aufgeschüttete Gelände erzittern lässt. Wir möchten diese Müllhalde schließen. Easy Listening mit nostalgischem 30er bis 50er Retro-Lounge Sound. Wird dieses Label Eurem Stil gerecht? Die moderne Welt ist ganz versessen darauf, alles zu kategorisieren. Wir passen in alle Schubladen. (lacht) Dein Vater hatte als Priester sein Coming-Out als Du zwölf warst. Die Ehe wurde geschieden. Wie hat Dich das verändert? Das hat meinen Geist und mir die Augen für die Welt geöffnet. Ich wurde toleranter, demokratischer und zugänglicher. Was erwartet die Fans auf Eurem Konzert in Ludwigsburg? Ich hoffe, dass sie zusammen tanzen. Wir laden vor allem Einwanderer ein, unser Konzert zu besuchen. Wir singen auf Deutsch, Türkisch, Arabisch, Französisch, Japanisch, Italienisch, Griechisch, Armenisch, Rumänisch, Farsi, Spanisch, Portugiesisch und Englisch. Habe ich etwas vergessen? Hört sich an wie das Stimmengewirr von Babel. Ja, genau. Aber der Turm wird nicht einstürzen. Sag das nicht, er könnte schon einstürzen. Das ist Teil der Show. Abhängig von den Vibrationen, die Ihr erzeugt. Ja, und von den Vibrationen des Publikums. tmo Das ganze Interview auf www.moritz.de Pink Martini – Je dis oui!-Tour Mo. 24. April, 20 Uhr, Forum am Schlosspark, Ludwigsburg, www.forum.ludwigsburg.de Fotos: Chris Hornbecker/Autumn de Wilde 8 MORITZ 2017-04


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