Stellenangebote & zeitarbeit
Stellenanzeigen
Die Ansp rüche an Kandidaten
Die Formulierungen, welche die
Erwartungen an künftige Mitarbeiter
umschreiben, sind voller
versteckter Botschaften. Um
die Stellenanzeigen richtig zu
lesen und zu verstehen, sollte
man daher auch auf folgende
Schlüsselbegriffe achten.
Bei dem Wort »Belastbarkeit« gilt: Weil
ständig Mehrarbeit und Überstunden
anstehen, muss man in diesem Job
oft bis an die Grenzen der eigenen
Leistungsfähigkeit (und darüber hinaus)
gehen. Oder aber diese gesuchte
Eigenschaft ist eine jener Leerformeln,
die von Anzeige zu Anzeige reproduziert
werden, ohne dass die Autoren
über ihre Notwendigkeit nachdenken:
Wer sucht schon Mitarbeiter, die
bei der kleinsten Herausforderung
zusammenbrechen?
Teamfähigkeit ist im Grunde gleichbedeutend
mit Anpassungsfähigkeit und
Flexibilität. Die erste Interpretation
lautet: Man ist bereit, Ideen zurückzunehmen
und sich in die Abteilung
einzufügen, Einzelleistungen sind hier
weniger gefragt. Gerade bei Projektarbeit
ist tatsächliche Teamfähigkeit
ein großer Faktor und sollte nicht
unterschätzt werden. Variante zwei:
Diese Floskel steht da, weil sie in jeder
Annonce steht und hat überhaupt
nichts zu sagen.
Eigenverantwortung heißt oft, dass
man eben keine oder kaum Hilfe hat,
sich im neuen Job zurechtzufinden:
Was genau die Aufgaben im zukünftigen
Job sind und wie man diese löst,
muss man hier selbst herausfinden.
Man sollte also bei dieser Stelle mit
beiden Beinen im Leben stehen,
um sich zurechtzufinden. Organisationstalent
gehört ebenfalls dazu:
Um die neuen Aufgaben erledigen
zu können, muss man beständig
die verschiedensten Dinge unter
einen Hut bringen. Flexibilität ist
auch eine typische Worthülse aus
der Stellenanzeigen-Stanzmaschine.
Unwillkürlich fragt man sich: Welcher
Arbeitgeber würde schon Mitarbeiter
mit der (geistigen) Beweglichkeit eines
Betonklotzes suchen? Gerade in der
heutigen Zeit ist Flexibilität quasi ein
Muss für jeden Arbeitsnehmer. Wenn
es in der Stellenanzeige derart betont
wird, bedeutet das meist: In die häufig
wechselnden Anforderungen der
neuen Tätigkeit muss man sich selbständig
einarbeiten.
Unternehmerisches Denken klingt
nach großer Freiheit und Verantwortung,
bedeutet es aber nur selten.
Eher steckt dahinter, dass man bei
den Entscheidungen stets die Interessen
des Arbeitgebers berücksichtigen
muss und entsprechend entscheidet.
Unternehmerisches Denken bedeutet
beispielsweise für eine Führungskraft,
ihre Tätigkeit so effektiv wie möglich
zu organisieren und nach den Interessen
des Unternehmens auszurichten.
sob
96 Ausbildung & Karriere 2019/20
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