GMÜNDS OB RICHARD ARNOLD
»IM MITTELPUNKT STEHT DER MENSCH«
Weiter geht es in unserer Interview-Reihe: Für die
Oktober-Ausgabe hat MORITZ beim Oberbürgermeister
4 2022-10
MORITZ
£ JOURNAL
dung für den Namen »Bud-Spencer-Bad« getroffen wurde, kamen
über 80 Medienvertreter, etwa vom Corriere della Sera oder der
Tokio Times. Die ganze Sitzung wurde öffentlich im Internet übertragen
– das war ganz neu zu der Zeit und sehr aufregend für alle.
Bud Spencer ist 2011 extra zur Umbenennung des Freibads nach
Schwäbisch Gmünd gekommen – das war natürlich ein Highlight!
Was hat Sie in den vergangenen Jahren besonders herausgefordert?
Eine ständige Herausforderung ist es, den gesellschaftlichen Zusammenhalt
zu wahren. Der Zusammenhalt ist eine Aufgabe, die
etwa seit den letzten 20 Jahren immer mehr in den Vordergrund
gerückt ist. Inzwischen haben wir in Schwäbisch Gmünd Menschen
mit 130 unterschiedlichen Nationalitäten. Zusammenhalt
ist nur möglich, wenn wir uns bewusst machen, was unser Selbstverständnis
ist. Wenn wir eine offene Gesellschaft bleiben wollen,
müssen wir klar sagen, was wir wollen und was wir einfordern.
Gerade unter den Geflüchteten von 2015/16 kamen vorwiegend
junge Männer ins Land, die ganz andere Vorstellungen von der
Funktionsweise einer Gesellschaft hatten, als das bei uns der Fall
ist. Wir müssen klar sagen: Hier gilt beispielsweise nicht das
Recht des Stärkeren, nicht die körperliche Gewalt. Hier geht es
um argumentative Auseinandersetzungen. Wir sind eine demokratische
Gesellschaft.
Auch während Corona wurde der gesellschaftliche Zusammenhalt
auf die Probe gestellt. Es gingen Risse durch die Gesellschaft,
wobei auch die sozialen Medien eine Rolle spielten, man denke
von Schwäbisch Gmünd, Richard Arnold
(CDU), vorbeigeschaut. Im Gespräch mit Redaktionsleiter
Dr. Riccardo Terrasi berichtet er, warum gesellschaftlicher
Zusammenhalt so wichtig ist, warum er
den Gmünder Weg in der Flüchtlingspolitik für richtig
hält und was ihn selbst mit Bud Spencer verbindet.
Herr Arnold, wenn Sie auf die vergangenen 13 Jahre als Oberbürgermeister
zurückblicken: Was waren die Highlights?
Das ist eine lange Zeit (lacht). Ein Highlight war die Landesgartenschau
2014. Gartenschauen waren in jener Zeit in der Krise, sie
wurden belächelt und man stellte die Frage: Wer braucht das
schon? Aber ich wollte eine Gartenschau machen, die sich anders
versteht. Eine, dich nicht nur die Basics abarbeitet – Pflanzen,
Blumen und Büsche. Ich wollte daraus eine kleine Expo machen,
ein Forum, um laufend neue Dinge vorstellen zu können. Außerdem
wollte ich eine »Bürgerschau«, bei der die Bürgerinnen und
Bürger das Heft selbst in der Hand haben. Das war ein Abenteuer,
aber es hat sich gelohnt. Die Gartenschau wurde zu einem
emotionalen Ereignis: Die Bürgerinnen und Bürger haben sich
selbst als Gastgeber gesehen – sie waren stolz auf ihre Stadt und
wollten sie präsentieren.
Auch die Staufersaga, die erstmals im Jubiläumsjahr 2012 stattfand,
ist ein Megading gewesen, mit 1500 Akteuren und nochmal
so vielen weiteren Mitwirkenden. Und während der Landesgartenschau
ist dieser Funke zu einem lodernden Feuer geworden:
Ich habe damals gespürt, dass die Bürgerinnen und Bürger von
Schwäbisch Gmünd gehungert haben nach Emotionen und nach
einer Identifikation mit ihrer Stadt.
Weitere Highlights waren auch die Wiedereinführung des GPKennzeichens
und natürlich die Benennung des Freibads nach
Bud Spencer (lacht).
Schwäbisch Gmünd hat ja eine besondere Beziehung zu diesem
Schauspieler.
Ja. Bud Spencer war in den 50er Jahren – damals noch unter seinem
bürgerlichen Namen Carlo Pedersoli – als Profischwimmer
hier im Schießtal-Bad. Etwa 60 Jahre später, 2011, wurde in
Gmünd der neue B-29-Tunnel eingeweiht. Und in der Zeit öffnete
sich das Verkehrsministerium, indem es erlaubte, ein Bauwerk des
Bundes vor Ort durch die Bürgerinnen und Bürger zu benamsen.
Wir wollten damals modern sein und fragten über die sozialen
Medien nach, wie man den Tunnel nennen könnte. Es beteiligten
sich Unmengen an Menschen, auch aus dem Ausland – sie wollten
alle den Tunnel nach Bud Spencer benennen. Dieser hatte kurz
zuvor seine Memoiren veröffentlicht. Es haben sich Leute aus Kalifornien,
Schulen aus Australien und Neuseeland beteiligt und gevotet
für Bud Spencer. Da stellte sich im Gemeinderat die Frage:
Können wir dem nachgeben? Sollte die Entscheidung nicht eigentlich
von den Leuten hier vor Ort getroffen werden?
Am Ende hatten wir eine andere Idee: Warum benennen wir nicht
das Schwimmbad nach Bud Spencer, wo er damals Rekorde geschwommen
ist? Uns kam zu Hilfe, dass gerade ein regionales Kamerateam
in Rom bei Bud Spencer war, um ihn wegen seiner Memoiren
zu interviewen. Über das Team haben wir Bud Spencer
den Vorschlag gemacht, das Gmünder Bad nach ihm zu benennen
und angemerkt, dass auch der Tunnel im Gespräch sei. Aber
er antwortete: »Das Bad! «
Zur anschließenden Gemeinderatssitzung, in der die Entschei-