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MORITZ_HN_042017

Story Foto: Birgit Obenland Don ist Auftragskünstler in Heilbronn. Sein Werkzeug sind Spraydosen. Damit bearbeitet er Hausfassaden, Garagentore oder Mauern. Alles ganz offiziell und legal. An Schulen gibt er Workshops und macht sich stark gegen wildes Graffiti. MORITZ-Redakteurin Birgit Obenland hat sich mit ihm getroffen. Bei Anruf: Kunst aus der Sprühdose Ein leises Zischen. Ein kurzer Blick, dann geht es schnell nach unten. Die Markierung sitzt. Flink klettert Don das Gerüst nach unten. Von der Straße aus fixiert er die Hauswand. Und schon spurtet er wieder los. Weiter geht‘s. Noch eine Stufe. Und wieder ein kurzes Zischen aus der Sprühdose. Die nächste Farbmarkierung ist angebracht. Fassadenkünstler Don hat sein eigenes System, wenn er seine filigranen Skizzen auf Wände überträgt. »Du kannst dich ja nicht wie bei einem Blatt orientieren, du siehst nicht das Ganze, wenn du vor der Mauer stehst. Deshalb gucke ich mir von unten die Fassade an und mache mir im Kopf einen Plan, wo ich jeweils meine Markierungen setze. Die brauche ich als Anhaltspunkt, damit ich weiß, wo ich nachher was hinspraye. Deshalb renne ich immer wieder von unten nach oben und zurück. Unten fixiere ich den Markierungspunkt an und dann düse ich wieder an die Fassade. « Das ist körperlich anstrengend, keine Frage. Don arbeitet zudem mit speziellen wetterfesten Farben, die er zusammen mit einem Hersteller für Sprühdosen entwickelt hat. Risse ausbessern, Unebenheiten verspachteln, große Farbflächen für den Hintergrund anlegen: Bevor Don seine Farben auspackt, muss erst der Untergrund vorbereitet werden. »Es ist wichtig, genau darauf zu achten, dass alles passt. So kann zum Beispiel eine undichte Regenrinne auf Dauer das Kunstwerk zerstören. Wenn ich ganz große Flächen in einem Farbton brauche, dann sprühe ich das nicht. Das wird dann vorher gewalzt.« »Das WeiSS e Blatt ist am schwierigsten« Don ist eigentlich gelernter Drucker. Doch den Beruf übt er schon lange nicht mehr aus. Das Zeichnen hat es ihm jedenfalls schon immer angetan, wie er erzählt: »Schon als Knirps habe ich gern gemalt. Aber irgendwann habe ich dann gemerkt, ein Blatt Papier reicht mir nicht als Fläche. Und dann war ich fasziniert von der Idee, eine Verbindzung zwischen Zeichnen und der Graffiti-Technik zu schaffen.« Das ihm dies gelungen ist, zeigen seine zahlreichen Werke. Längst hat Don sich an das große Format für seine Arbeiten gewöhnt. Inzwischen findet es technisch schwieriger, kleine Flächen wie Leinwände zu besprühen. Doch auch das macht er auf Anfrage. Don sieht sich selbst jedoch nicht als Künstler. »Ich bin eher ein Kunst-Dienstleister, der Auftragsarbeiten annimmt« Der gebürtige Schwäbisch Haller liebt besonders die alten Meister. Vor allem Michelangelo Merisi da Caravaggio, einer der großen Maler des 17. Jahrhunderts, hat es ihm besonders angetan. »Wenn man solche Bilder sieht, merkt man einfach, dass künstlerisch das Beste schon erfunden ist. Und wenn man es jetzt schafft, diese Einzigartigkeit dieser Gemälde quasi zu verbinden mit dem Werkzeug Sprühdose, dann finde ich das genial«, schwärmt er. Nicht sofort erkennen, dass Bild durch Graffiti entstand Noch etwas ist ihm wichtig: »Mein Ansporn ist es Werke zu schaffen, denen es man nicht sofort ansieht, dass sie mit Spraydosen enstanden sind. Es freut mich jedes Mal wieder, wenn die Leute erst einmal nicht glauben, das das Ganze gesprüht ist. Das ist für mich fast wie die Magie eines Gemäldes«. Wie entstehen eigentlich die Ideen für Dons Fassadenkunst? Spontan, gut geplant und mit viel Vorarbeit? Auch hier hat Don seine eigene Methode entwickelt. So macht er sich immer erst ein Foto vom Gebäude, das er besprühen soll. Dadurch kann er auch besser einschätzen, ob seine Motive und die Details seiner Zeichnung auch wirklich gut wirken. »Es gibt immer auch ein Gespräch im Voraus mit meinen Kunden. Wir unterhalten uns ausführlich, denn für mich ist es wichtig, möglichst viel zu erfahren. Noch während wir sprechen, fange ich schon an, eine Skizze mit dem Bleistift zu entwerfen. Es ist immer so, dass mir beim Zuhören gleich eine Idee kommt. Die ist vielleicht anfangs nur vage, aber je mehr wir uns unterhalten, desto mehr nimmt sie Gestalt an.« Und dann wächst das Bild immer mehr in seinen Gedanken, wie Don schildert: »Morgens, mittags, abends, wann immer mir etwas einfällt, setzte ich mich hin und skizziere es. Manchmal entstehen die besten Ideen auch durch Dinge, die eigentlich nichts damit zu tun haben.« obe 10 MORITZ 2017-04


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