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dus und müssen Invest bringen. Sie müssen sich fragen: Was ist wichtig, was verändert sich, was erwarte ich? Umgekehrt sollten Unternehmen den Azubis ihre Stärken aufzeigen, Entwicklungsfelder ansprechen und auch klar die Grenzen definieren. Es gibt eine klare Erwartungs-, Perspektiven und Zielformulierung. Unsere Erfahrung zeigt, dass das unheimlich hilft, um Missverständnissen vorzubeugen und die Zusammenarbeit zu stärken. Was sind für Sie die Hauptaufgaben des Personalwesens? Ganz wichtig sind: die Personalrekrutierung, die Personalbindung, die Personal- und die Unternehmensentwicklung. Ich erkläre das immer so: Der geeignetste Mitarbeiter mit den wichtigsten Kompetenzen zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Diese vier Punkte definieren meinen Job. Wie erreichen Unternehmen personelle Kontinuität, also niedrige Mitarbeiter-Fluktuation? Die Mitarbeiter sind das wichtigste Kapital eines Unternehmens. Nach dieser Maxime müssen Unternehmen handeln. Für die Personalentwicklung gibt es viele Instrumente. Es gibt Perspektiven-Gespräche, in denen sich die Führungskraft bewusst die Zeit nimmt, Entwicklungschancen zu klären. Wir bieten flexible Arbeitszeitmodelle und alternierende Tele-Arbeit an und fördern die Arbeit im Home-Office. Wir schauen auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter in den unterschiedlichen Lebensphasen. Wann treten die Themen »eigene Kinder« oder »Pflege von Angehörigen« auf den Plan oder werden akut? Unternehmen sollten ihren Mitarbeitern verantwortungsvolle Tätigkeiten geben und Mitgestaltungsmöglichkeiten einräumen sowie interne Befragungen nutzen. Unternehmen müssen einhalten, was sie versprechen. Ehrlichkeit gegenüber den Mitarbeitern ist entscheidend für den Erfolg. »Die Mitarbeiter sind das wichtigste Kapital eines Unternehmens« Wie sorgen Sie als Personalleiterin für die Motivation von 800 unterschiedlichen Mitarbeitern? (lacht) Ich allein könnte dieser Aufgabe nicht gerecht werden. Das wäre vermessen. Wir brauchen dafür ganz viele Mitarbeiter. Ich kann nur einen Beitrag dazu leisten, indem ich selber als Vorbild diene und eine positive Grundhaltung zeige. Ich persönlich gestalte Beziehungen aktiv, um eine Vertrauensbasis und damit die Grundvoraussetzung für eine gute und erfolgreiche Zusammenarbeit zu schaffen. Man muss Dinge ansprechen können. Ich will meine Kollegen kennen und namentlich ansprechen können. Auch die Kleinigkeiten zählen. Ein Danke tut nicht weh. Wir feiern gemeinsam Erfolge und Motivation geschieht nur über das Team. Bei der Umsetzung, auch wenn es nur um das Eltern-Kind-Büro oder Parkplätze geht, binden wir die Mitarbeiter ein. »Frauen sind bei der Weiterbildung ganz klar aktiver als Männer« Nach der Ausbildung ist vor der Fort- und Weiterbildung? Fach- und Kommunikationsseminare sind natürlich Pflicht. In der aktuellen Flüchtlingssituation müssen sich viele Mitarbeiter kulturell um- und einstellen. Es gibt aber auch ganz viele offene, freiwillige Weiterbildungen und Orientierungsprogramme. Hier stellt sich die Frage, nach dem Weg, den man einschlagen möchte. Fach-Karriere, Führungskarriere oder Spezialisierung auf einem Gebiet? Werden die Weiterbildungsangebote gut angenommen? Kommen Mitarbeiter aktiv auf Sie zu? Ja, die Weiterbildungsangebote werden sehr gut angenommen und das freut mich persönlich sehr. Unterscheiden sich die Prioritäten (Berufswahl, Arbeitszeitgestaltung, Weiterbildung) von weiblichen und männlichen Nachwuchskräften und Angestellten? Falls ja, wie? Die Prioritäten unterscheiden sich gewaltig. Bei der AOK Stuttgart- Böblingen haben wir einen sehr hohen Frauenanteil. Wir haben viel mehr Bewerberinnen als Bewerber. Bei der Suche nach männlichen Auszubildenden müssen wir diese aktiv ansprechen, um das Interesse zu wecken. Unterschiede sind durch die Lebensphasen bedingt. Bei der Arbeitszeitgestaltung im Fall von Nachwuchs sind die Frauen weiterhin stärker an Teilzeitmodellen interessiert und gehen auch mehr als ein Jahr in Elternzeit. Die so genannten »Partnermonate« werden aber verstärkt auch von den Männern angenommen. Bei der jüngeren Generation, bei Frauen und Männern gleichermaßen, kommt jetzt öfter eine zwei- bis dreimonatige Auszeit in Frage. Alternierende Tele-Arbeit mit mindestens einem Bürotag für Kunden-Kommunikation wird von beiden Seiten gleich stark genutzt. Bei der Weiterbildung sind ganz klar die Frauen aktiver. tmo MORITZ-Redakteur Thomas Moegen sprach mit Rosa Moreira da Cruz, der Leiterin Personal- Management der AOK Stuttgart- Böblingen. MORITZ Job & Karriere 2017/2018 11


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