Page 4

MORITZ_TB_022017

Story Foto: rob Davidson Ab der Spielzeit 2017/2018 wird Fawzi Haimor den taktstock bei der Württembergischen Philharmonie reutlingen schwingen. Der junge Dirigent ist nicht nur Musiker sondern auch Naturwissenschaftler. Mit MorItZ-redakteur Christoph Schwärzler sprach der 34-jährige Amerikaner über seine Pläne in den kommenden vier Jahren, über Musik und sein Antrittskonzert im Herbst. »Mit Leidenschaft geht aLLes« Sie sind recht jung für einen Mann in Ihrer Position, sie besitzen Abschlüsse in Musik und Neurobiolgie. Sind sie eine Art Wunderkind? Ich habe mich nie als Wunderkind gesehen. Aber ich glaube fest daran, dass einen nichts aufhalten kann, wenn man mit Leidenschaft ein Ziel anstrebt. Ich habe die Wissenschaft immer geliebt und ich steckte immer ganz tief in der Musik – warum sollte ich also nicht mein Leben etwas widmen, was ich mag und was anderen Menschen ebenfalls gefällt? Ich arbeite jeden Tag mit außergewöhnlichen Musikern und trete vor einem Publikum auf, das es liebt, wunderbare Musik zu hören. Und wie ein weiser Mensch einmal gesagt hat: Du wirst keinen Tag in deinem Leben arbeiten, wenn du das liebst, was du jeden Tag tust. Was sind Ihre Pläne für die Arbeit mit dem Orchester in den kommenden vier Jahren? Ich beabsichtige, mit den Musikern und den Mitarbeitern der Württembergischen Philharmonie Reutlingen weiter am Ausbau ihres bereits schon breit gefächerten Repertoires zu arbeiten. Darüber hinaus möchte ich den Schwerpunkt auf die Weiterentwicklung der musikalischen Ausbildungsprogramme für Reutlingens Jugend legen. Wer sind Ihre Lieblingskomponisten? Wow, das ist eine schwierige Frage. Also, ich kann sagen, dass Beethoven der Grund dafür ist, dass ich Dirigent wurde oder überhaupt Musiker. Später entdeckte ich dann Mahler, Bruckner, Strauß, Wagner , Mozart,Prokofiev, Schostakowitsch, Copland , Ives, Bernstein... ich könnte noch viele weitere aufzählen. Mögen Sie auch moderne Musik? Das ist eine gute Frage. Das hängt davon ab, was wir als moderne Musik ansehen. Schostakowitsch, Prokofiev, Ives und sogar Mahler, Strauss und Stravinsky waren einmal moderne Musik, sind jetzt aber fest als Standards verwurzelt. Ich setze mich sehr dafür ein, Musik zeitgenössischer Komponisten aufzuführen. Mit dem WPR beabsichtige ich auch unser Publikum mit vielen Stücke zeitgenössischer Komponisten bekannt zu machen. Es ist außerordentlich wichtig Komponisten zu unterstützen, die zeitgenössische Musik schreiben, denn eines Tages wird auch ihre Musik zu den Standardwerken gehören. Können Sie sich vorstellen, was passiert wäre, wenn niemand Beethoven unterstützt hätte? Wieso haben Sie sich die klassische Musik als Beruf ausgesucht? Ich denke, man kann sagen, dass ich in meiner Jugend zwei Leben gelebt habe. Eines war auf die Medizinschule ausgerichtet, das andere auf die Musik. Ich erkannte, dass ich mich in der einen Hälfte meiner Zeit auf organische Chemie konzentrierte, während ich in der andere Hälfte Partituren analysierte und Violine übte. Letztendlich musste ich eine Entscheidung treffen. Und ich fühlte, dass Musik wirklich das war, dem ich mein Leben widmen wollte. Das bedeutet aber nicht, dass ich meine wissenschaftlichen Neigungen aufgegeben hätte. Ich stehe noch immer mit einen Fuß in der Welt der Naturwissenschaft. Sie lebten und arbeiteten schon in vielen verschiedenen Ländern. Ist es für Ihre Familie noch immer schwierig die USA zu verlassen und irgendwo anders neu anzufangen? Meine Frau und ich haben uns sehr viel Mühe gegeben, unseren Kindern ein möglichst normales Leben zu ermöglichen. Aber wir sehen die vielen Reisen als einmalige Chance an. Dank sorgfältiger Planung hatten meine Kinder das seltene Privileg, schon sehr viel von der Welt gesehen zu haben, zum Beispiel Frankreich, Großbritannien, Italien, Neuseeland und Kanada, wie auch viele Orte in den Vereinigten Staaten. Und jetzt sind sie schon sehr gespannt auf Deutschland. Sie werden im September Ihr erstes Konzert mit dem WPR dirigieren. Kennen Sie schon das Programm des Abends? Wir sind noch immer im Planungsstadium. Aber soviel kann ich schon verraten: Es wird eine amerikanische erste Hälfte geben und der Abend wird mit Tschaikowskys vierter Symphonie enden. Das ganze Interview auf www.moritz.de 4 MORITZ 2017-02


MORITZ_TB_022017
To see the actual publication please follow the link above