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DIE DEUTSCHE BIERGARTENKULTUR
EINE KLEINE GESCHICHTE
FREIZEIT & SOMMER GASTRO 2021
Foto: pixabay
I m 19. Jahrhundert trank man vorwiegend untergäriges
Bier, das nur in den kalten Monaten hergestellt
werden konnte. Damit man es aber auch im Sommer
lagern konnte, legten die Münchner Brauer tiefe Keller an,
in denen das Getränk mit Eis gekühlt werden konnte. Zusätzlich
pflanzten sie Kastanien um das Gebäude herum,
die Schatten spendeten und deren flache Wurzel das Kellergewölbe
nicht schädigte.
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in den Sommermonaten: Sie stellten dazu einfache Bänke
und Tische unter die Bäume. Das Problem dabei war: Sie
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den bei den Münchnern bald so beliebt, dass sich viele kleinere
Brauereien über die Abwanderung ihrer Gäste beschwerten.
In dieser Situation schritt König Maximilian I. persönlich ein:
In einem Dekret vom 4. Januar 1812 verfügte er, dass die
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aber keine Speisen außer Brot servieren durften. Trotzdem
ließen sich die Bierliebhaber nicht lumpen: Die Biergärten
blieben weiterhin beliebte Treffpunkte und die Gäste
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hand selbst mit.
Erst 1825 wurde mit der Liberalisierung des bayerischen Gewerberechts
auch die Abgabe von Speisen erlaubt. Aber
noch heute hat sich in vielen Biergärten die Tradition erhalten,
dass die Gäste ihre Brotzeit selbst mitbringen können.
Den Biergärten, die bald darauf auch in Baden-Württemberg
sehr beliebt wurden, erfüllen übrigens eine wichtige
soziale Funktion: Sie sind Treffpunkt aller Gesellschaftsschichten
und überwinden damit soziale Unterschiede –
vor dem Bier sind alle gleich. Riccardo Terrasi
Die Geschichte der Biergärten beginnt – wie
könnte es anders sein – bei unserem Nachbarn
Bayern. Im 19. Jahrhundert begannen
die dortigen Brauer, ihr Bier direkt aus dem
Bierkeller zu verkaufen. Eine Idee, über die
wir uns noch heute freuen können: Auch bei
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punkt im Sommer.