»SCHMEKKERLING«
UND T-STICK
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kerling statt Schmetterling sagen. Doch wie kann man erkennen, ob es sich um einen behandlungsbedürftigen
Fehler handelt? MORITZ hat mit Alexandra Köhle, Logopädin in Bad Wimpfen, gesprochen.
Frau Köhle, welche Hinweise auf
eine behandlungsbedürftige
Sprechstörung gibt es?
Alexandra Köhle: Einen guten Hinweis
geben Beobachtungen von Eltern
und Angehörigen. Zudem gibt
es Fragebögen, die Eltern aus dem
Internet herunterladen können.
Diese dienen dazu, Sprachentwicklungsstörungen
früh zu erkennen,
z. B. SBE 2 KT, Kurztest für die U7.
Gibt es Entwicklungsphasen?
Ja, es gibt sogenannte Entwicklungsfenster,
an denen man sich
orientieren kann. Wenn die sprachliche
Entwicklung sechs bis zwölf
Monate abweicht, kann man von einer
behandlungsbedürftigen Störung
ausgehen.
Können Sie konkrete Beispiele
nennen, bitte?
Wenn ein Baby mit etwa drei Monaten
nicht auf Geräusche oder Ansprache
reagiert, sollte eine Höruntersuchung
eingeleitet werden. Ab
dem zweiten Lebensjahr gibt es
normalerweise eine regelrechte
Wortschatzexplosion.
Und mit drei Jahren beherrscht ein
Kind alle Laute - mit drei Ausnahmen:
Sch, S und Ch. Mit 3,5 Jahren
sind Probleme bei T, D, N und/oder
häufige Lautersetzungen am Wortanfang
durch die Laute H oder K
nicht mehr altersgerecht. Dann
sollte das mit dem Kinderarzt abgeklärt
werden, der bei Bedarf an den
Logopäden überweist.
Wie sieht die Behandlung aus?
Spielerisch. So übe ich etwa das T
mit einem Schokostick, mit dem ich
den oberen Gaumen berühre, damit
das Kind lernt, wohin die Zunge
gehen muss. Oder wir singen Lieder
mit vielen T-Wörtern.
Wichtig ist, dass es eine vertrauensvolle
Beziehung gibt, die frei
von Versagensangst ist. Sprache
bedeutet Beziehung. Basis für eine
gute Sprachentwicklung ist - auch
Zuhause - eine stabile, emotionale
Beziehung. Wer hinhört, was sein
Kind bewegt, und dazu offene WFragen
stellt, die nicht nur mit Ja
oder Nein beantwortet werden
können, fördert es sehr gut.
Solveig Giesecke
KINDER KINDER 2019 115
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