BUSINESS
DAS BEWERBUNGSGESPRÄCH
DER ERSTE EINDRUCK ZÄHLT
Wer zu einem Bewerbungsgespräch
eingeladen wird, hat
die »erste Hürde« überwunden.
Nun zählt der persönliche
Eindruck. Ein Jobinterview ist
aber kein Frage-Antwort-Spiel,
sondern vielmehr ein Gespräch,
bei dem man den Personaler
subtil versuch zu überzeugen,
dass man der oder die
Richtige für den Job ist.
Es heißt: Wer zuerst kommt, malt
zuerst. Nicht bei einem Bewerbungsgespräch.
Denn hier ist es
besser den letzten möglichen Termin
zu nehmen und somit nicht der
erste Bewerber zu sein. In Wettbewerben
vergeben Juroren bessere
Noten, je weiter der Wettbewerb
voranschreitet. Das hat die Psychologin
Wändi Bruine de Bruin von
der Carnegie Mellon Universität herausgefunden
als sie die Punktvergabe
bei Eiskunstlaufmeisterschaften
und dem Eurovision Song Contest
analysierte. Der Effekt wirkt sogar
unabhängig davon, ob die Noten
während des Wettbewerbs oder
erst am Schluss vergeben werden.
Und er ist auf Jobinterviews übertragbar:
Beim ersten Kandidaten
hat der Interviewer noch keine Vergleichsmöglichkeiten,
beim zweiten
ist er aufmerksam und kritisch, wird
aber milder (und müder), je näher
er dem Auswahlende kommt. Auch
der Wochentag ist entscheidend.
Montag und Freitag sind ganz
schlechte Tage für ein Bewerbungsgespräch
– Mittwoch oder Donnerstag
hingegen sind perfekt.
Nervosität ist völlig normal bei einem
Bewerbungsgespräch, man
darf ruhig dazu stehen. Das ist
menschlich und kommt besser an,
als verkrampftes Stottern. Am besten:
»Entschuldigung, jetzt habe ich
den Faden verloren, wo war ich gerade?
«. Kaum ein Personaler wird
deshalb Punkte abziehen.
Bei der Körpersprache sollte man
sich die Spiegeltechnik zu Nutze
machen: Schweift der Blick des Interviewers,
setzt er oder sie zum
Gähnen an oder macht sich kaum
noch Notizen, das sind alles Anzeichen
für Langeweile. Dann sollte
man den Monolog besser abbrechen
und die Körpersprache des
anderen subtil nachahmen. Nimmt
er sich etwas zu trinken, greift man
danach ebenfalls zum Glas; schlägt
sie die Beine übereinander, macht
man das kurz darauf ebenso. Das
funktioniert auch bei Formulierungen.
Die Botschaft, die beim Gegenüber
psychologisch wirkt: »Wir sind
uns ähnlicher als du denkst.« Und
Gleichartigkeit erzeugt unmittelbar
Sympathie. sob
94 JOB & KARRIERE 2019/2020
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