MORITZ VON WOELLWARTH
Stiftung Schloss Kapfenburg, Lauchheim
Welche Erfahrungen haben Sie im vergangenen Corona-
Herbst/Winter gemacht?
Wir haben versucht so gut es ging unser Akademie- und Kultur-
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die aktuellen Bestimmungen der Landesregierung umgesetzt hat.
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Mitarbeitenden ständig informiert und geschult hat. Das Publikum
hat das gut mitgemacht, wenn auch auf Grund der geringeren Aus-
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nur Anträge gestellt und bearbeitet, denn ohne die unterschiedlichen
Corona-Hilfen wäre das alles nicht möglich gewesen.
Wie haben sich bisherige Corona-Maßnahmen Ihrer Meinung
nach auf die Kulturszene ausgewirkt?
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einfach auch um einen niederschwelligen Zugang zu qualitativ
hochwertigen Angeboten zu gewährleisten. Corona hat unsere
Abhängigkeit von Förderungen leider massiv erhöht und es
unmöglich gemacht einen nennenswerten Eigenanteil zu erwirt-
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der Kulturevents und sehen, dass die
Menschen Lust haben Teil einer
aktiven Gesellschaft zu sein.
Publikum, wie Veranstalter
kommen gerade
langsam raus aus der
Corona-Depression.
Wie sehen Ihre
Planungen für
die kommende
Indoor-Saison
aus und inwieweit
spielen
dabei eventuell
zu erwartende
Corona-Schutzmaßnahmen
eine
Rolle?
Wir planen ganz normal,
mit voller Besetzung.
Die Durchseuchung
ist hoch und die Verläufe oft
nicht mehr so schwer. Wir haben
während der Pandemie auch viel in Be-
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anderen Kulturorte auch ein relativ sicheres Zusammenkommen
gewährleisten können. Außerdem stehen neue Medikamente und
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Corona zukünftig wie eine normale Grippe und konzentriert sich
auf all die anderen schwierigen Themen.
Wie bewerten Sie die politischen Maßnahmen der Vergangenheit,
wie die politischen Ansagen für die kommende
Indoor-Saison? Was würden Sie sich für die kommende Saison
2022/23 von der Politik wünschen?
Ich bin dankbar, dass wir in den letzten Jahren nicht allein gelassen
wurden, sondern vom Land und vom Bund massive inhaltliche und
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derungen kommen in diesem Winter auf uns zu. Energieverfüg-
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wünschen, wenn wir nicht zusätzlich noch mit scharfen Corona-
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Wie haben sich bisherige Corona-Maßnahmen Ihrer Meinung
nach auf die Kulturszene ausgewirkt?
Ich habe leider das Gefühl, dass das Publikum vom Ausgehen
entwöhnt wurde. Das hat natürlich mit den Maßnahmen, mit
der Angst vor Corona zu tun. Während Corona haben wir nach
Möglichkeit immer unser Programm durchgezogen. In den Lockdowns
haben wir alles online gemacht, was möglich war, und jede
Woche mindestens einen Stream angeboten. Aber der lange erste
Lockdown und dann der zweite hatten Auswirkungen. Im ersten
Sommer waren die Leute noch heiß auf Veranstaltungen. Dann
kam der Herbst, wo wir von den Kapazitäten her sehr eingeschränkt
waren. Auch da hatten wir das Gefühl, das Publikum will
noch kommen. Und dann kam der zweite, ganz lange Lockdown im
Winter 20/21, der knapp sechs Monate gedauert hat. Im Sommer
2021 waren die Zuschauerzahlen dann wieder in Ordnung.
Das große Problem kam, so denke ich, durch den Krieg in der
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für uns, und ich glaube, bei allen anderen auch, ein gravierender
Einschnitt. Leute, die sich vielleicht jetzt mal wieder getraut hätten
zu kommen, hatten Angst vor den Teuerungen. Ich glaube, es hätte
nach Corona gut weitergehen können, wenn sich nicht der Krieg in
der Ukraine und damit die Weltlage sich so verheerend entwickelt
hätten.
Wie sehen Ihre Planungen für die kommende Indoor-Saison
aus und inwieweit spielen dabei eventuell zu erwartende
Corona-Schutzmaßnahmen eine Rolle?
Wir planen, als ob nichts wäre und richten uns dann nach den
Verordnungen. So haben wir es eigentlich immer gehalten und die
Maßnahmen immer möglichst schnell umgesetzt. Seit Mai 2022
gibt es ja eigentlich keine Beschränkungen mehr. Aber das hat uns
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Das letzte Frühjahr war eine Katastrophe. Und das lag sicher nicht
nur an Corona. Das lag sicher daran, dass viele Leute zwar immer
noch Angst vor dem Virus haben, sich auf ihrer Couch eingerichtet
haben und sich an die zwei Jahre ohne Kultur gewöhnt haben. Das
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tern.
Wie bewerten Sie die politischen Maßnahmen der Vergangenheit,
wie die politischen Ansagen für die kommende
Indoor-Saison? Was würden Sie sich für die kommende Saison
2022/23 von der Politik wünschen?
Ich persönlich denke, eine Maske ist eine sinnvolle Sache. Natürlich
macht es keinen Spaß sie zu tragen. Aber man schützt damit ja
auch sich selbst, das ist sicher sinnvoll. In Corona-Hochzeiten fand
ich auch den tagesaktuellen Test für alle nicht schlecht. Natürlich
gibt es auch bei umfangreichen Testungen keine hundertprozentige
Sicherheit. Aber zumindest gab es dadurch für uns ein Quäntchen
mehr Sicherheit.
Die Politik hat viel lernen müssen, und das ganze immer ein
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Wenn die Lage so und so ist – etwa, wenn eine bestimmte Zahl an
Intensivbetten belegt ist – tritt eine bestimmte Stufe in Kraft, und
zwar einheitlich bundesweit. Denn viele unserer Künstler kommen
ja nicht aus Baden-Württemberg, manche nicht einmal aus
Deutschland. Die mussten wir dann erst einmal aufklären, wie hier
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ziert. Ich habe zwar ein Verständnis für die Politik– es war natürlich
schwer, alles richtig zu entscheiden und gut umzusetzen.
Was mich aber geärgert hat, waren die beiden Sommer, die man
einfach verschlafen hat, um im Herbst wieder ganz überrascht zu
sein, dass es eine neue Corona-Welle gibt. Das fand ich kurzsichtig.
Was ich mir wünsche, ist mehr Vorlaufzeit bei der Umsetzung der
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nen Jahren sehr kurzfristig beschlossen. Die zwei, drei Tage, die
manchmal zwischen Beschluss und Umsetzung lagen, waren sehr
knapp. Ich würde mir wünschen, dass wir mehr Vorlauf bei neuen
Beschlüssen bekommen.
MORITZ
2022-09 9