Ein weiteres, heiß diskutiertes Thema
ist das Projekt »Bildungscampus Braunenberg
« in Wasseralfingen. In Ihren
Worten: Was entsteht dort gerade?
Wir brauchen dringend mehr Betreuungsplätze
für Kinder. Die Nachfrage für die Betreuung
von unter Dreijährigen hat stark
zugenommen, ebenso wie die Nachfrage
nach ganztägiger Betreuung. Hinzu
kommt, dass wir in den letzten Jahren eine
Zunahme von Geburten hatten. Ich hatte
es am Anfang schon gesagt: Aalen wächst.
Das bedeutet für uns aber eine große Herausforderung,
mehr Plätze zu schaffen.
Deswegen bauen wir grade an vielen Stellen.
Wir haben circa zehn Kita-Projekte, die
wir grade baulich umsetzen. Beim Bildungscampus
Braunenberg entstehen
derzeit sechs Kita-Gruppen, mit Platz für
über hundert Kinder. Hinzu kommt, dass
wir die Kita mit der Grundschule verbunden
haben, sodass sich dort gute gemeinsame
Möglichkeiten ergeben. Etwa, was
die Sporträume angeht, die Mensen oder
eben auch die Chance, dass Geschwisterkinder
beieinander sind. Dieses Projekt ist
also in seiner Konzeption nach wie vor
sehr sinnvoll. Deswegen hat der Gemeinderat
im Juli auch einstimmig beschlossen,
es fortzuführen.
Nach derzeitigem Stand sind die Baukosten
des Bildungscampus um 5,8 Millionen
Euro höher, als vor einem Jahr
veranschlagt. Wo sehen Sie die Gründe
dafür?
Wir mussten das Baubudget erhöhen, die
Kosten sind deutlich gestiegen. Zum einen,
weil wir im Moment Preissteigerungen
bei den Rohstoffen haben, zum anderen
aber auch, weil die Kosten zu niedrig
angesetzt waren. Deswegen haben wir das
Baubudget angepasst und einstimmig beschlossen,
dass wir es durchführen wollen,
weil wir, wie gesagt, ganz dringend diese
Kita-Plätze brauchen.
Aalen ist vergangenen Monat der Initiative
»Lebenswerte Städte durch angemessene
Geschwindigkeit« beigetreten.
Wird bald in der gesamten Stadt
Tempo 30 gelten?
Wir haben beschlossen, dass wir dieser
bundesweiten Initiative beitreten, der
mittlerweile über 200 Städte angehören.
Sie erhebt die Forderung an die Bundesregierung,
dass die Kommunen selber entscheiden
können, wo sie Tempo 30 einführen.
Wir möchten als Stadt gern freier entscheiden,
wo wir die Geschwindigkeitsbegrenzung
einführen, weil wir das Bedürfnis
sehen, zum Beispiel an sehr verkehrsreichen
und lauten Straßen, an Wohngebieten.
Denn mit der Geschwindigkeitsbegrenzung
ist ja auch eine Lärmminderung
verbunden, und der CO2 -Ausstoß verringert
sich. Der Beitritt zur Initiative heißt
aber nicht, dass wir nun überall in Aalen
flächendeckend Tempo 30 einführen wollen.
Wo wir diese Option sehen und wo
nicht, wird vom Gemeinderat entschieden.
Aber im Moment können wir noch gar
nicht entscheiden, weil die rechtlichen
Grundlagen schlicht fehlen.
Anfang August findet in Aalen wieder
das Galgenberg-Festival statt. Was bedeutet
das Event für die Stadt?
Das Galgenberg Festival gibt es jetzt seit
etwa 20 Jahren. In der Stadt freut man sich
sehr darauf, dass es nach zwei Jahren Pause
wieder stattfindet. Und das Event hat
eine sehr treue Fangemeinde, es ist ja ehrenamtlich
organisiert über den Verein.
Ganz viele, die beim Galgenberg-Festival
mitmachen, sind sonst auch Kulturträgerinnen
und Kulturträger in der Stadt. Viele
spielen in einer Band oder organisieren eine
eigene Veranstaltungsreihe, sind in anderen
Vereinen aktiv. Dadurch wird das
Galgenberg-Festival so ein wichtiger Treffpunkt
für die Kulturszene in der Region.
Und ich finde es toll, dass es etwas Selbstorganisiertes
ist. Wir als Stadtverwaltung
unterstützen es, aber die Organisation
läuft komplett über den Verein. Und diese
Eigeninitiative bereichert eine Stadt
extrem.
Welchen persönlichen Bezug haben Sie
zur Musik?
Ich bin mit Hiphop aufgewachsen. In Aalen
habe ich selber ein Hiphop-Festival organisiert:
das Double A Festival. Dafür habe
auch den Verein gegründet. Das erste Festival
war 2010, und den Verein gibt es bis
heute – in diesem Jahr findet das Festival
wieder statt, am 17. September. Und ich
darf jetzt Schirmherr sein, worüber ich
mich natürlich sehr freue.
Wie blicken Sie in die Zukunft? Vor welchen
Herausforderungen steht Aalen
und worauf freuen Sie sich?
Ich schaue optimistisch in die Zukunft. Natürlich
sind wir in Aalen auch Teil einer globalisierten
Welt und die internationalen
Verwerfungen beschäftigen uns. Aber ich
glaube, dass wir als Stadtgesellschaft so robust
und so stark sind, dass wir das ordentlich
hinbekommen werden. Auch, weil die
Basis der Stadtkultur so stark ist, dass wir
gemeinsam die Zukunft organisieren können.
Ich bin sehr froh, dabei sein zu dürfen.
Nach den ersten Monaten im Amt bin ich
noch intensiver mit der Stadt verbunden,
und das gibt mir weiteren Schwung. Die
ersten Monate waren natürlich auch davon
geprägt, sich hier einzuarbeiten. Aber jetzt
habe ich mich ein bisschen freigeschwommen
und kann noch mehr eigene Ideen einbringen.
Darauf freue ich mich sehr.
Aalens belebte Innenstadt mit Marktbrunnen und Spionturm
Quelle: Stadt Aalen
MORITZ
2022-08 5