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MORITZ_HN_082017

Schule, Job & Karriere Ulrich Bopp, Foto: Handwerkskammer Heilbronn-Franken Das Handwerk boomt wie nie zuvor, die Auftragsbücher sind voll, manch Handwerksmeister würde gerne kräftig einstellen und Lehrlinge ausbilden, doch das ist gar nicht so einfach. MORITZ-Redakteurin Helen Gerstner befragte Ulrich Bopp, Präsident der Handwerkskammer Heilbronn-Franken, der wie kein anderer die Situation vor Ort kennt und im Interview offen auf Probleme hinweist. Dramatische Nachwuchsprobleme Wie war die Stimmung unter den Handwerkern der Region Heilbronn-Franken im zweiten Quartal 2017? Die Stimmung ist bei den meisten Handwerkern der Region sehr gut. Das Frühjahr brachte den meisten Betrieben steigende Aufträge und Umsätze. Rund 78 Prozent der Befragten bewerten ihre aktuelle Geschäftslage gut, nur knapp fünf Prozent halten sie für schlecht. Wie ist der Auslastungsgrad der Betriebe im Vergleich zum Vorjahr? Die Handwerksbetriebe in der Region sind derzeit sehr gut ausgelastet. Eine hohe Auslastung zwischen 81 und 100 Prozent erreichen derzeit rund 60 Prozent der Betriebe. Das sind rund zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Rund sechs Prozent arbeiten sogar über ihre Kapazitätsgrenzen hinaus. Nur knapp acht Prozent der Betriebe hatten noch nennenswerte Kapazitätsfreiräume – im Jahr davor waren es noch mehr als doppelt so viele. Trotz der vielen Aufträge und der hohen Auslastung sinkt die Beschäftigtenzahl im Handwerk immer mehr. Zahlreiche Lehrstellen sind noch zu besetzen. Wie wird diesem Fachkräftemangel entgegengewirkt? Die Handwerkskammer Heilbronn-Franken stemmt sich mit einer ganzen Reihe an Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel in der Region. Dazu gehören unter anderem unsere Ausbildungsberater und unsere Ausbildungsvermittler des Projekts Passgenaue Besetzung, die Schüler in Ausbildung vermitteln und auch auf zahlreichen Bildungsmessen für das Handwerk werben. Seit letztem Jahr beschäftigen wir auch eine spezielle Ausbildungsvermittlerin für Flüchtlinge. Was für Auswirkungen haben die fehlenden Azubis und Fachkräfte im Handwerk für die Kunden? Die fehlenden Azubis und Fachkräfte im Handwerk werden künftig zu langen Wartezeiten und höheren Preisen für die Kunden führen. Schon heute müssen Kunden immer öfter erstmal auf ihren Handwerker warten. Das betrifft vor allem die Bau- und Ausbaugewerke und hat insbesondere für Häuslebauer und Hausbesitzer negative Folgen. Denn genau im Baubereich wird es zu massiven Preissteigerungen kommen. Geradezu dramatisch sind die Nachwuchsprobleme auch im Lebensmittelhandwerk. Das führt dazu, dass es immer weniger handwerkliche Bäckereien und Metzgereien gibt und die Nahversorgung mit den Grundnahrungsmitteln Brot und Fleisch gefährdet ist. Wo kann man sich über offene Stellen informieren? Offene Lehrstellen im Handwerk findet man in der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer unter www.hwk-heilbronn.de/lehrstellenboerse. Es gibt aber auch die App Lehrstellenradar, die man sich im App Store oder bei Google Play herunterladen kann. Wer lieber online suchen möchte, kann das auch unter www.lehrstellen-radar. de. 32 MORITZ 2017-08


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