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Chor der Mönche Story Guckst du WWW MORITZ DE Mönchskutten, A Cappella-Musik, Songs über Alltägliches, schwäbische Texte und hintergründiger Humor – das macht den »Chor der Mönche« aus. Mit ihren Shows sind sie seit vielen Jahren mit das Beste, was die Kleinkunstszene in der Region zu bieten hat. 2015 feierte und feiert die nicht übermäßig klösterlich lebende Gesangstruppe ihr 25-jähriges Bestehen. MIt dem segen des Bischofs Es ist Sommer 1990. Das Melchinger Theater Lindenhof zeigt als Sommeraufführung das Bauernkriegsdrama »Jerg Ratgeb, Maler« und in der Kapelle, die zum Bühnenbild gehört, warten vier Männer in Mönchskutten auf ihren Auftritt. Rückblickend betrachtet, war das die Geburtsstunde einer ungewöhnlichen Formation, die sogar noch ein Vierteljahrhundert danach für Furore sorgt: »Der Chor der Mönche«. Auf der Dernière des Stücks feierten sie ihre Premiere. Nach einem Namen mussten die vier Männer in Mönchskutten nicht lange suchen. Wenn etwas auf der Hand lag, dann dieser. »Damals war Männer-A-Capella gerade schwer angesagt«, erinnert sich Michael Niethammer, das letzte noch verbliebene Gründungsmitglied der Mönche, der im Orden für die Texte und die Arrangements zuständig ist. Was mit ein Grund dafür war, dass die »Mönche« keine lange Anlaufzeit benötigt haben, es ging Schlag auf Schlag. Bereits im Januar 1991 stand das Programm fest und die erste Abendvorstellung an. Seitdem sind sie von den Bühnen der Region nicht mehr wegzudenken. Wenn auch die Zeit ihre Veränderungen mit sich brachte. Mönche kommen und gingen und dann kamen wieder neue hinzu. Heute streifen sich neben Niethammer Wolfgang Vogt, Volker Siegle und Herbert Carl die Mönchskutten auf und später auf der Bühne wieder ab. Nicht nur die Besetzung, auch das Programm hat sich über die Jahre verändert. Eigene Lieder, viele davon auf Schwäbisch, ersetzten nach und nach die Stücke der Comedian Harmonists, von Georg Kreisler & Co. »Schwäbisch ist einfach die Sprache, mit der wir uns am besten ausdrücken können«, erklärt Niethammer. Dieser Ausdruck mündet in Alltgäglichem und Humorvollem. So beschreibt etwa »Out Of Bempflingen« die Tücken einer Zugreise, »Ofa« erzählt von der Formularflut, die letzendlich im selben landet und »Most« ist ein klassisches Trinklied, das dem schwäbischen Nationalgetränk gewidmet ist. »Es gibt unzählige Lieder über Wein, aber keines über den Most – das wollte ich ändern«, sagt der Komponist. KOnzerte, Kutten, Kurioses Ihre Lieder singen die vier Mönche dabei lieber im kleinen Rahmen als vor großem Publikum. Die Stimmung, der Zauber der Konzerte, wenn man mit seinen Zuhörern buchstäblich auf Augenhöhe performt, ist unvergleichlich. »Wir haben schon in Besen gespielt, da mussten wir erstmal die Bühne räumen, weil da Gäste saßen. Bei solchen Konzerten sitzt dir das Publikum praktisch auf dem Schoß – da ist richtig gute Stimmung«, erzählt Niethammer begeistert. Die Nummer mit den Kutten zelebriert das Quartett bei jeder seiner Shows ausgiebig. Im Habit, mit Kerzen in der Hand und lateinisch singend, beginnen sie jeden ihrer Auftritte. Doch schnell entledigt man sich der Gewänder, Frack und Zylinder kommen zum Einsatz, der »weltliche« Teil ihrer Show kann beginnen. Probleme mit der Kirche hatten die Sänger wegen ihrer Tracht noch nie. »Das liegt wahrscheinlich daran, dass wir nichts blasphemisches singen, wenn wir in den Kutten stecken«, vermutet Niethammer, »wir haben schon vor dem Bischof gesungen, dem hat‘s jedenfalls gefallen«. Rund 20 bis 25 Konzerte im Jahr sprechen eine deutliche Sprache. Multipliziert man dies mit den 25 Jahren, überrascht es kaum, dass die Mönche bereits allerhand Kurioses erlebt haben. »Wir sind einmal im Moulin Rouge im Kölner Rotlichtbezirk aufgetreten«, erzählt Niethammer lachend. »Da sind wir in Kutten durchs Rotlichtviertel marschiert.« »Interessant sind auch oft die Umkleiden«, ergänzt Herbert Carl. »Einmal mussten wir uns in einer Mühle zwischen den Mehlsäcken umziehen.« Die 25 Jahre merkt man den Mönchen kaum an. Jedenfalls wenn es um ihre Begeisterung für die Musik geht. Das Quartett ist noch immer umtriebig. Bis Weihnachten soll die neue CD »Mir heizet ei« erscheinen, außerdem wollen sie noch neue musikalische Wege beschreiten. »Michael hat jetzt ein Stück in altersgerechter Form geschrieben – da singen nur zwei von uns und die anderen können verschnaufen «, verrät Herbert Carl mit einem Augenzwinkern. Doch dass sie diese Pause jemals nötig hätten, fällt schwer zu glauben. Christoph Schwärzler Der Chor der Mönche live 29. November 2015 Varieté im LTT, LTT, Tübingen5. Dezember 2015 Uhr, Menü & Mönche, Schönbuch-Hotel, Pliezhausen18. März 2016 Schlossschule, Gomaringen 22. April 2016 Kino im Waldhorn, RottenburgFoto: MORITZ 2015-12 7


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