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Netzkante 2017

Hanne Eckert, die ewig junge alte Dame Die 72-jährige Heilbronnerin bleibt im Sommer 2016 bei den Frauen 40 in der Württembergliga ungeschlagen und vertritt den Verein bei Welt- und Europameisterschaften Bericht aus der Heilbronner Stimme vom 31. Dezember 2016, von Redakteur Lars Müller-Appenzeller Auf der Anlage des TC Heilbronn am Trappensee gibt es regelmäßig ein Naturschauspiel zu bewundern: Eine Frau, die mit einem Tennisschläger in der Hand wie keine andere dem Alter trotzt. „Sie ist das Aushängeschild des Vereins, vertritt uns bei Weltmeisterschaften, Europameisterschaften und deutschen Meisterschaften“, sagt Sportwart Jens Becker. Der 41-Jährige ist aufrichtig neidisch: „Wenn ich in dem Alter noch so fit bin und so viel Tennis spielen kann, dann habe ich alles richtig gemacht.“ Denn, wenn man sie auf dem Platz so sehe, könne man nicht glauben, dass sie schon älter als 70 ist. „Sie ist ein Phänomen – und ein Vorbild für die Jugendlichen.“ Und das mit 72 Jahren, um genau zu sein. Hanne Eckert aus Heilbronn ist eine außergewöhnliche 2017 33 Frau. Nein, nein, sagt die drahtige Heilbronnerin‚ ihr Tennis-Jahr 2016 sei gar nicht so außergewöhnlich verlaufen. Ja, ja, es stimme schon, sie war im Sommer entscheidend am Aufstieg von der Württemberg in die Regionalliga beteiligt, hat jedes Spiel gewonnen, alle sieben Einzel, alle sechs Doppel‚ bei den Damen 40. „Meine Mitspielerinnen sind alle junge Frauen“, sagt Hanne Eckert, „jünger als meine Kinder.“ Tochter Bettina ist 47, Sohn Ingo 51 – beide waren beziehungsweise sind ausgezeichnete Tennisspieler; Ingo Eckert spielt ebenfalls beim TC Heilbronn am Trappensee, bei den Herren 40, in der Regionalliga. Hanne Eckert hat sechs Enkel, „zwischen 28 und zwei Jahren – ich könnte schon Uroma sein“. Die ewig junge alte Dame liebt die Bewegung, liebt den Sport, vor allem das Tennis. „Es ist das beste Mittel, sich jung zu halten. Ich fühle mich jung; Tennis macht mir nach wie vor Spaß. Wir haben eine sehr nette Mannschaft, wir harmonieren wunderbar.“ Hanne Eckert spielt viel Tennis, aber nicht jeden Tag. Geht auch nicht: das Haus, der Garten, der Mann, die Enkel. Und: „Die, die zu viel machen, sind oft verletzt.“ Bei ihr habe lediglich 2015 mal kurz die Achillessehne gezwickt – sonst war da noch nichts, tatsächlich keine einzige Verletzung. Alles, was schmeckt Die Eckerts leben gesund, ohne Ernährungsplan. „Ich esse alles, was mir schmeckt“, sagt die zigfache Meisterin aller Klassen, „gerne Schocklad’, auch mal eine fette Leberwurst.“ Aber in Maßen. Dazu viel Salat und Gemüse. Hanne Eckert ist in mehrfacher Hinsicht vorbildlich. Schon als Kind war sie im Sportverein, turnte, jagte auf der Straße dem Ball hinterher – und war auf den Tennisplätzen in der Bismarckstraße Ballmädchen „für ältere Herren, namhafte Heilbronner“. Hanne Eckert sitzt auf der Wohnzimmercouch und erzählt von der Stunde Null: „Mein Onkel war Platzwart und fragte, ob ich nicht auch mal spielen wolle. Er gab mir einen alten Schläger. Die fünf Mark, die ich als Ballmädchen verdiente, investierte ich in eine Trainerstunde. Und dann habe ich halt a bissle g’spielt. Mit der Zeit wird man besser.“ Sie ist richtig, richtig gut geworden. Hanne Eckert hat „eigentlich schon überall gewonnen“. Beson- ders stolz ist sie auf den Titelgewinn bei den Team-Weltmeisterschaften vor zwei Jahren, in der Türkei bei den Damen 70. „Es war wie eine kleine Olympiade“, sagt die zweimalige Europameisterin, die jahrzehntelang in der Regionalliga spielte – erst beim TC Sonnenbrunnen, in den sie quasi einheiratete („Wenn du einen Tennisspieler aus Böckingen heiratest, musst du halt am Sonnenbrunnen spielen“), dann zehn Jahre beim SV Böblingen. Zur Jahrtausendwende ging es zurück zum TC Heilbronn, der mittlerweile mit dem TC Trappensee fusioniert ist. Gefährlicher Slice Natürlich, Hanne Eckerts Plus auf dem Platz ist ihre immense Erfahrung. Sie spielt zudem eine gefährliche (Slice-)Rückhand und beherrscht einen wirkungsvollen Stopp. Sie ist flink und spielt schnell. Und sie ist selbstverständlich ehrgeizig: „Ohne Ehrgeiz geht’s im Leben nicht – ob auf dem Tennisplatz oder im Beruf.“ Aber überehrgeizig ist sie nicht. Alles in Maßen eben. Ob sie mal einen Schläger zertrümmert hat? „Oh, das hätte ich schon gerne mal gemacht, aber nein, das geht nicht. Da bin ich auch nicht der Typ dafür.“ Apropos Schläger: Hanne Eckert hat aufgrund ihrer Ranglistenposition das, wovon viele junge Tennisspieler träumen: einen Ausrüstervertrag. Gute oder besondere Vorsätze für das Jahr 2017 hat Hanne Eckert nicht. Sie bleibt ihrer Lebensphilosophie treu: „Alles wie immer: Ich versuche mich fit zu halten.“ Und auch das neue Jahr begann sportlich: Ab dem Dreikönigstag schlug das Aushängeschild des TC Heilbronn am Trappensee bei den Europameisterschaften im österreichischen Seefeld auf - es wurde im Damen-Doppel 70+ ein weiterer Europameistertitel. Mit ihrem Mann, den sie einst bei einem Turnier in Bad Mergentheim kennen gelernt hat, machte sie dort auch „ein bisschen Urlaub nebenher.“ Natürlich ist es ein Aktivurlaub: „Wir machen gerne Langlauf, seit fast 50 Jahren.“ Hanne Eckert ist eine ewig junge alte Dame. Besondere Bindung Seit Metehan Cebeci einst aus der Türkei nach Deutschland kam, kennt der heutige Turnierdirektor des Neckar-Cups Hanne Eckert: Sein Vater war 1973 Spielertrainer beim TC Sonnenbrunnen Heilbronn. „wohnte bei uns im Haus“, wie die 72-Jährige mit Freude erzählt. „Sie ist bewundernswert“, sagt der Club-Manager des TC Heilbronn am Trappensee über seine Vereinskameradin, „das beste Beispiel für den Tennissport: Sie zeigt, wie man lange mit Freude, Disziplin, Erfolg und Mannschaftsgeist diese Sportart ausüben kann.“


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