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125 Jahre TC Heilbronn - Jubiläumszeitschrift

125 Jahre 1892 2017 Die Tennis-Story Tenez! Haltet den Ball! Jubiläum – 125 Jahre TC Heilbronn Von Uwe Jacobi Die populärste Weltliga des Sports hat sich aus deutscher Sicht im Tennis entwickelt. Regelmäßig kommen Edberg, Becker & Co über den Bildschirm in fast jedes Haus, wenn es irgendwo zwischen Sidney, Hamburg und New York um Weltranglistenpunkte und bis zu siebenstellige Preisgelder geht. Während im Fußball jedes Land meistens seinen eigenen Meister sucht und der internationale Vergleich bis zur Europa- und Weltmeisterschaft die krönende Ausnahme bildet, finden auf dem Center Court ständig Wettkämpfe unter der Elite der Welt statt. Der Mythos des Duells Mensch gegen Mensch, die ihr Können messen, hat im Tennis eine faszinierende Verkörperung gefunden; begünstigt vor allem dadurch, daß man Auge in Auge gegeneinander kämpft, ohne den anderen zu verletzen. Neben dem Streben nach Beherrschung des Spiels kommen die Einhaltung strenger Regeln und der Zwang zur Selbstdisziplin hinzu. Daß man mit Tennis bis ins hohe Alter für die Gesundheit etwas tun kann, fördert die Volkstümlichkeit dieses Sports. Und am Rande des Courts gibt die Begegnung mit dem anderen Geschlecht, das den gleichen Sport ausübt, allem noch einen erotischen Hauch. Zum Glück für das Tennis in Deutschland kam zu den Vorzügen und Reizen der Erfolg. Bereits in den 60er und 70er Jahren waren zahlreiche neue Clubs und Tennisplätze entstanden. 1985 zählte der Deutsche Tennis-Bund 1,266 Millionen Mitglieder. Dann siegte Boris Becker 1985 erstmals in Wimbledon, und Steffi Graf tat es ihm 1988 nach. Seit dieser Zeit sitzt Deutschland im Tennis-Weltzirkus in der ersten Reihe, und auch die Zahl der Mitglieder in 9176 Clubs hat sich auf rund 2,2 Millionen nahezu verdoppelt! Tennisspieler üben einen Sport aus, der als eine englische Erfindung gilt. Abgesehen davon, daß der »Homo Ludens« gewiß schon in grauer Vorzeit irgendein Rückschlagspiel pflegte, findet man die bekannten Ursprünge tatsächlich in Frankreich. Dr. Heiner Gillmeister, Deutschlands Tennis-Historiker Nr. 1, sieht in seinem umfassenden Werk »Kulturgeschichte des Tennis « (Wilhelm Fink Verlag, München) die Anfänge in einem französischen Spiel des l2. Jahrhunderts, bei dem sich zwei Mannschaften einen Ball mit dem Handteller zuprellen; daraus wurde das »Jeu de paume«, aus dem sich das Tennisspiel entwickelte. Die ältesten Hinweise auf »Tennis« führen kreuz und quer durch Europa. Um 1396 wurde William Terrey in Canterbury angeklagt, weil er erlaubt hatte, »le Tennesse« zu spielen. In der Chronik des Donato Velluti um 1370 ist von »tenes« die Rede, das französische Ritter in der Gegend von Florenz eingeführt haben. Im Jahr 1401 erließ der Rat der Stadt Utrecht ein Gesetz, demzufolge es verboten war, auf einem bestimmten Gelände mit Hockeyschlägern zu spielen oder zu »tennissen«. Vom französischen »tente« (Zelt) bis zur versunkenen Nilmetropole Tinnis sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt, wenn es darum geht zu ergründen, wie das Wort »Tennis« entstand. Für Dr. Heiner Gillmeister gibt es keine Zweifel, daß es sich aus der französischen Verbform »tenez!« entwickelte, einem Alarmruf, den im alten Frankreich die Aufschlagpartei an die Adresse ihrer Gegner richtete: »Haltet« (den Ball)! Das Wort »tenez« pflegen »die Franzosen, die einzig wahrenTennisspieler, zu rufen, wenn sie beim Tennis den Ball schlagen«, schrieb schon 1617 der Engländer John Minshew. Die ungewöhnliche Zählweise, die in einem Spiel zum Erfolg führt, geht mutmaßlich darauf zurück, daß im französischen Tennis ursprünglich um Geld gespielt wurde: 15, 30, 40, das sich wegen des schnelleren Sprechens statt 45 eingebürgert hat, »Game« (60). Als Grund für diese Zahlenfolge gibt es viele Theorien. Gillmeister könnte sich vorstellen, daß sie sich orientierte an dem »gros denier tournois«‚ dem großen Pfennig von Tours, der im l4. Jahrhundert mit l5 »deniers« (Pfennig) im Kurs stand und aus dem sich der deutsche »Groschen« entwickelte. Zu den Pionieren des Tennis gehörten Mönche in der französischen Pikardie, die das Torspielprinzip des Fußballs auf den Kreuzgang des Klosters übertrugen. Das Spielfeld ergab sich aus dem halbierten Quadrat des Klosterhofes, der zum »court« (Hof) wurde. Der Übergang von der flachen Hand, mit der man den Ball schlug, zu einem Rückschlaginstrument, dem »Racket«‚ Tennisschönheiten um 1920. 6


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