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125 Jahre TC Heilbronn - Jubiläumszeitschrift

125 Jahre 1892 2017 100 Jahre Tennis in Heilbronn Dieser Artikel entstand vor 25 Jahren im August 1992 anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des TC Heilbronn. Jubiläum – 125 Jahre TC Heilbronn Von Uwe Jacobi Chronik Mit der ungewöhnlichen Gleichung »LTCH + TKH = TCH« könnte man die 100jährige Geschichte des Tennisclubs Heilbronn verkürzen. Zum Auftakt 1892 im Kaiserreich gibt man sich auf die vornehme englische Art als Lawn-TennisClub Heilbronn. Deutschnational werden 1919 nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg per Satzung alle Fremdwörter gestrichen und sogar der »Club« zum »Klub« umgeschrieben. Nach der Wiedergründung 1946 mit Erlaubnis der USMilitärregierung kehrt man 1949 zum »Club« zurück. Auf der Anlage Bismarckstraße wird seit 1905 gespielt. Die früheren Stationen: 1892 Schlackenplatz auf dem Gelände der Firma Knorr, 1893 ein Sandplatz auf einem Grundstück der Familie Roman beim Alten Friedhof an der Gartenstraße, 1900 ein zweiter Platz auf dem benachbarten Grundstück Daucher; zwischendurch wird auch zusätzlich ein Rasenplatz im Feyerabendschen Garten benutzt. Die Pioniere am Ende des l9. Jahrhunderts müssen Phantasie entfalten. Mangels Kreide werden Holzlatten in den Boden gehämmert, um Grund-, Aufschlags- und Seitenlinien zu markieren. Als das Holz verfault, wird es durch Bandeisen ersetzt. Man spielt unter sich. »Um dem lästigen Zuschauen von müssigen Spaziergängern vorzubeugen«, wird der Platz auf der Seite zur Gartenstraße mit einem Vorhang aus Segeltuch zugehängt. Auf den drei anderen Seiten umgibt ein vier Meter hohes Drahtgeflecht den Spielplatz; auf diese Weise soll verhindert werden, daß man ständig in den benachbarten Gärten nach »verschlagenen Bällen« suchen muß. Den ersten nationalen Hinweis auf die Heilbronner Tennisspieler hat Dr. Heiner Gillmeister bei seinen Studien im »Deutschen Lawn-Tennis-Jahrbuch 1895« von Robert Freiherr von Fichard entdeckt: »12 Spielerinnen, 12 Spieler, außerdem viele passive Mitglieder, durchgängig Angehörige der Fabrikanten und wohlhabenden Kaufleute.« Auf dem Posten des Vorsitzenden gibt es noch im l9. Jahrhundert gleich zwei Wechsel. Der erste Vorsitzende Walter Roman übernimmt 1893 in der väterlichen Firma in Hamburg eine neue Aufgabe. Notiz im Protokoll: »Sein Name wird in goldenen Lettern in den Annalen des Tennisclubs leuchten.« Der Vorsitz bleibt in der Person des Bruders Theodor Roman trotzdem in der Familie. Als auch er 1896 nach Hamburg zieht, wird Fabrikant Gustav Dittmar zum Nachfolger gewählt. Balljungen werden erstmals 1898 im Protokoll erwähnt; da es heißt, für sie müßten neue Anzüge bestellt werden, sind sie mutmaßlich schon vorher im Einsatz. Beim Spiel dürfen ab 1908 nur »Slazenger-Bälle« verwendet werden, die der Club zum Selbstkostenpreis an die Mitglieder abgibt; wer will, kann sie gegen eine Gebühr von zehn Pfennig pro Person entleihen. Was heute große Fußballvereine erwägen, spukt schon Ende 19. Jahrhundert in den Köpfen der Heilbronner Tennispioniere: Umwandlung des Clubs in eine Aktiengesellschaft, was jedoch abgelehnt wird. Debattiert wird gern; als nach Bekanntgabe des Ergebnisses der Reichstagswahl 1893 das Treffen zum »politischen Wahlstreit« ausartet, wird auf Antrag des Schriftführers zur Tagesordnung übergegangen: Organisation eines Picknicks. Neben Tennis pflegt man erlauchte Geselligkeit, »Eine Tanzerei in der Harmonie« wird abgelehnt; lieber trifft man sich bei Picknicks oder Schlittenpartien. Wer als neues Mitglied aufgenommen werden will, muß laut Beschluß 1900 von zwei Drittel der Anwesenden einer Generalversammlung in geheimer Abstimmung akzeptiert werden; bei Ablehnung kann man’s im nächsten Jahr erneut versuchen. Weil die Schule meint, Tennis halte vom Lernen ab, verbietet sie eine Mitgliedschaft im Club. Mit der 1908 gegründeten Jugendabteilung bietet der Tennisclub zumindest den Kindern und Geschwistern von Mitgliedern eine Chance; die 12- bis 17jährigen Mädchen und Buben dürfen beitragsfrei bis l8 Uhr auf der Anlage spielen. Die »Damen« müssen ab dem 17. Lebensjahr und die »Herren nach Verlassen der Schule« aktive Mitglieder werden, um spielen zu können. Bismarckstraße ab 1905 Das große Kapitel Bismarckstraße beginnt 1905 mit der Einweihung von zwei Plätzen. Gesamtkosten: 31960,93 Mark. Finanzierung: 1960,90 Mark Spenden, 11650 Mark Anteilscheine und 13000 Mark Hypothek (0,75 Prozent Zins). Gleichzeitig werden der Jahresbeitrag auf 25 Mark und die Eintrittsgebühr auf 10 Mark erhöht. Beim Eintrag ins Vereinsregister 1906 hat der Club fast 100 Mitglieder; aber nur wenige interessieren sich für die Vereinsarbeit. Als bei der Generalversammlung 1906 der erfolgreiche Abschluß Bismarckstraße vorgetragen wird, erscheint als einziges Mitglied der Bankier Georg Rümelin. Nachdem er dem Ausschuß die Entlastung erteilt hat, wird er »zum Dank filr sein 1nteresse« in den Ausschuß gewählt. Private Initiative ist gefragt. Als 1907 ein Telefon auf der Anlage gewünscht wird, stimmt der Vorstand zu, »wenn von be sonders interessierten Mitgliedern mindestens 50 Mark dafür aufgebracht werden«; A.Pf1eiderer übernimmt die Garantie. Zur Bewirtschaftung der »Clubhütte« heißt es 1910, die »Clubwärterin« habe nur 5 Mark Überschuß abgeliefert. Das erste »interne Clubturnier« findet im Herbst 1907 statt. Für das HerrenEinzel hat die Familie Roman einen Wanderpreis gestiftet, der zunächst innerhalb des Clubs und in den folgenden Jahren in einem »öffentlichen Turnier ohneVorgaben« ausgespielt werden soll. Clubmeister Nr. 1: Dr. Härle. Der Abschluß des Turniers wird mit einem weinseligen Mixed um 1908 »Clubherbst auf den Spielstätten» gefeiert. 12


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