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sich selber mitbringen, muss zuhören und sich auf Patienten einlassen können – das ist nicht immer einfach. Auch die eigenen Lebensgeschichten der Azubis kommen zum Tragen. Wir machen Sterbebegleit-Seminare mit unseren Auszubildenden, um sie auf nicht ganz leichte Situationen vorzubereiten. Warum ist die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Mitarbeitern gerade im pflegerischen-therapeutischen und medizinischen Bereich so wichtig? Was sind die Ziele? Ziele sind ganz klar die Stärkung der fachlichen Kompetenzen. Die medizinische Technik und die Pflegewissenschaft entwickeln sich kontinuierlich weiter, es wird sehr viel Forschung betrieben. Es müssen alle auf dem neuesten Stand sein, um die Patienten optimal versorgen zu können. Interdisziplinär müssen die Pflegekräfte auf Augenhöhe mit den Ärzten, Physiotherapeuten und Seelsorgern sein und immer wissen, worum es exakt geht. »Auszubildende tragen Verantwortung und meistern schwierige Situationen« Im Gesundheitswesen ist ein Arbeitgeber nur attraktiv, wenn er die Möglichkeiten zu Weiterbildung anbietet. Das schätzen Ausbildungs- und Studien- Interessenten. Weiterbildungsangebote sind für Auszubildende bei der Wahl ihres Arbeitgebers nach der Ausbildung ausschlaggebend. Die Gesundheitsberufe bieten ein sehr großes Spektrum an Qualifizierungsmöglichkeiten und damit Aufstiegschancen an. Studien belegen, dass die Mitarbeiterzufriedenheit durch Weiterbildung und das Einbringen der eigenen Expertise steigt. Qualifizierung gibt den Mitarbeitern auch Sicherheit, schwierige Situationen zu meistern und eine wichtige Rolle zu spielen. Sie entwickeln Bildungskonzepte, setzen diese um und bewerten den Erfolg dieser Konzepte. Was ist dabei zu beachten? Wir schauen nach dem betrieblichen Bedarf. Wie verändert sich das Unternehmen, was brauchen wir, welche Qualifizierungen sind neu auf dem Markt? Wir müssen die Bildungskonzepte auf die Zertifizierung ausrichten. Kliniken brauchen dafür Qualifikationen. Neben der fachlichen Kompetenz, setzen wir verstärkt auf soziale, personale und Führungs-Kompetenz. Der Bereich Führungskräfte-Entwicklung hat große Bedeutung für das Team und mich, weil Führungskräfte Veränderungen umsetzen und mittragen sowie die Mitarbeiter mitnehmen. Viele Fortbildungen wie Reanimation, Brandschutz oder Datenschutz sind natürlich gesetzlich vorgeschrieben. Diese werden an den Pflichtfortbildungstagen absolviert. Der Klinikverbund Südwest bietet insgesamt mehr als 800 verschiedene Fortbildungen an, von 45 Minuten bis zu 720 Stunden Länge. Was macht ein Fort- und Weiterbildungsangebot für Mitarbeiter attraktiv? Es muss auf jeden Fall ein sehr hoher Praxisbezug bestehen. Es geht weniger um übertrieben großes theoretisches Wissen, sondern um die Anwendung. Die konkrete Umsetzung von Wissen zählt. Ein weiterer Punkt ist, dass die Mitarbeiter ihre Erfahrungen einbringen und sie Auskunft darüber geben können, wo Verbesserungsbedarf besteht oder wo sie überhaupt stehen. Ein interessanter Lehrgang, ein nützliches Seminar oder ein Workshop muss immer teilnehmerorientiert sein. Eine Einschätzung der eigenen Fähigkeiten vor und nach der Weiterbildung ist für Mitarbeiter-Orientierung notwendig. Die Ergebnisse unserer Bewertung fließen in die Gestaltung künftiger Bildungsangebote ein. Kann ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder ein Jahr Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) jungen Menschen bei ihrer Entscheidung helfen, sich für eine Karriere in den Sozialen Berufen entscheiden? Ja. Wir empfehlen das sehr häufig. Wir haben viele blutjunge Bewerber, die sich ein Krankenhaus wie in der Fernseh- Serie Emergency Room vorstellen. Das tägliche Berufsleben besteht aber nicht nur aus Leben Retten und Reanimation. Da schadet es nicht, wenn die Jugendlichen ohne große Verantwortung schon mal erste Erfahrungen und Eindrücke sammeln. Sie werden dabei auch oft von den Eltern unterstützt. Aber einige Situationen und Anblicke im Krankenhaus sind schon hart, das können sich Jugendliche natürlich noch nicht vorstellen. Man muss so etwas aushalten können. Viele Interessenten können wir gar nicht nehmen, weil es von der persönlichen Entwicklung her oft einfach noch zu früh wäre. Auszubildende hingegen übernehmen von Anfang an Verantwortung im Stationsteam. »Ein PflegeBeruf ist einer der vielfältigsten Berufe. Das begeistert mich immer wieder« Das FSJ wird ganz gut angenommen, sie haben viele Bewerber. Gibt es noch Idealisten? Das überrascht Sie jetzt vielleicht. Viele kommen hierher und möchten anderen wirklich helfen. Aus innerster Überzeugung heraus. Dabei darf man nicht vergessen, dass Pflege auch sehr anspruchsvolle, fordernde, fremdbestimmte und mitunter belastende Facetten hat. Ich bin gelernte Krankenschwester. Was mich begeistert, ist, dass die Pflege als Grundqualifikation unheimlich viele Möglichkeiten in allen Bereichen bietet. Man ist universal einsetzbar – in der Altenpflege, ambulanten Pflege, Reha-Klinik, im OP, in der Notaufnahme, Intensivstation, normalen Station, Gynäkologie, Innere, Chirurgie, Gastro-Enterologie, Palliativbereich oder Hospiz. Auch ein Studium der Pflegewissenschaft oder des Pädagogik Managements kann angestrebt werden. Ein Pflegeberuf ist einer der vielfältigsten Berufe überhaupt. Das begeistert mich immer wieder. tmo MORITZ Job & Karriere 2017/2018 37


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