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Gesundheit Foto: Deutscher Bundesverband für Logopädie /Jan Tepass Die Sprachentwicklung bei Kindern verläuft sehr individuell. Oft wechseln sich zudem Phasen großer Fortschritte mit Phasen scheinbarer Stagnation ab. Gerade bei jüngeren Kindern haben aber Eltern, die nicht durch eigene existenzielle Probleme abgelenkt sind, meist ein gutes Gespür dafür, wann ihr Kind ein echtes Problem entwickelt. Kinderärzte, die im Verdachtsfall zur Logopädin weiterverweisen können, sind erste Ansprechpartner für besorgte und verunsicherte Eltern. spRachFöRdeRunG OdeR theRapie? Es gibt viele Gründe, warum die Sprachentwicklung eines Kindes manchmal nicht gut gelingt, ohne dass direkt eine Sprachstörung vorliegt. Häufig reicht es hier, die »sprachschwachen « Kinder mit der Schaffung einer »sprachreichen« Umgebung zu unterstützen. Auch eine logopädische Beratung der Eltern kann sinnvoll sein. Sie zeigt auf, wie Eltern die Sprachentwicklung ihres Kindes im Alltag konkret fördern können. Kinder mit Sprach- oder Sprechstörungen brauchen dagegen logopädische Therapie. Am häufigsten treten bei Kindern Artikulationsstörungen auf. Dann werden die Laute nicht richtig gebildet oder in Wörtern nicht richtig verwendet. Wenn neben der Lautbildung weitere Sprachfähigkeiten wie der Satzbau, der Wortschatz oder das Sprachverstehen gestört sind, spricht man von Sprachentwicklungsstörungen. Spricht ein Kind nicht flüssig, hat Blockaden beim Sprechen oder wiederholt Wörter oder Wortteile, kann eine Redeflussstörung vorliegen. Fachleute unterscheiden dabei zwischen Stottern und Poltern. Daneben können auch Kinder unter Stimmstörungen leiden, sie haben dann etwa eine chronisch heisere Stimme oder näseln sehr stark. Die Ursachen für solche kindlichn Störungen können in der Regel nicht konkret bestimmt werden. Sie können aber auch organischer Natur sein, beispielsweise, wenn Kinder Probleme mit dem Hören oder eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte haben. FRühZeitiGe unteRsuchunG In der Regel wird die Therapie als Einzelbehandlung, gelegentlich aber auch gemeinsam mit anderen Kindern in einer Gruppe durchgeführt. Die Behandlung verläuft spielerisch und ist an die Symptome, an das Alter des Kindes und seinen Entwicklungsstand angepasst. Bei Kindern mit Behinderungen ist die logopädische Behandlung meist Teil der Frühförderung und wird im Rahmen des Förder- oder Behandlungsplanes im Behandlungsteam insgesamt abgestimmt. Gute Konzepte zur vorschulischen Sprachförderung, die für »sprachschwache « Kinder eine große Chance darstellen, können für Kinder mit einer Sprachentwicklungsstörung aber zur Förderfalle werden. Studien zeigen, dass mit einer allgemeinen Sprachförderung bei Kindern mit Sprachstörungen nach dem dritten Lebensjahr keinerlei Aufholeffekte mehr zu erreichen sind. Deshalb ist es wichtig, Auffälligkeiten beim Spracherwerb frühzeitig logopädisch zu untersuchen, damit verlässlich festgestellt werden kann, ob eine behandlungsbedürftige Störung vorliegt . Ruth Nobis-Bosch/cms 80 MORitZ Kinder Kinder 2016


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