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Veranstaltungen MItfIebern erwünscht Die Zeiten von bloßem Kasperle-Theater mit Handpuppen sind bei den Kindertheatern oft nur noch am Rande ein Thema. Wie beim Theater für Erwachsene mischen sich dort inzwischen oft Schauspiel, Tanz-, Figuren- und Musiktheater. Live- Musik ist schon fast Standard, choreographische und Multimedia-Elemente halten ebenfalls Einzug und verändern diese klassische Form der Kinderunterhaltung. »Kindertheater ist im besten Sinne real«, erklärt Autor und Dramaturg Christian Bollow vom Figurentheater Fitz! in Stuttgart, »es ist dreidimensional, fühl-, hör-und riechbar. Das unterscheidet das Kindertheater von anderen Erzählmedien wie Fernsehen, Kino oder dem Computer«. Die wesentliche Aufgabe des Kindertheaters ist es, wie auch beim Theater für Erwachsene, dem Publikum etwas Wichtiges mitzuteilen. Anders als das Erwachsenentheater ist das Kindertheater aber mehr auf das Erleben ausgerichtet und will sein Publikum nicht belehren, sondern zum Mitfiebern animieren. So ein Theaterbesuch regt dazu auch noch die Phantasie der kleinen Zuschauer an. »Kinder leben stark in den Geschichten, die sie sehen«, sagt Bollow, »häufig tauchen Elemente der Theatervorstellungen später im Alltag wieder auf, wenn etwa Teile oder Rollen eines Stücks nachgespielt werden«. Damit ein Stück die Kinder fesselt, ist bei der Inszenierung vor allem »wichtig, dass man die Kinder ernst nimmt und sich immer selbst fragt: berührt mich das?«, erklärt der Dramaturg. auch für dIe ganZ KleInen Ob die Kinder bei einem Stück voll dabei sind, zeigt sich, wenn Zwischenrufe und Anregungen der kleinen Zuschauer kommen. »Die Anregungen können aber nur in den seltensten Fällen in die Vorstellung eingebaut werden, obwohl sie sehr viel zur Atmosphäre und Intensität des Stücks beitragen«, bedauert Bollow. Die wichtigste Basis für den Theaterbesuch ist und bleibt aber die Entdeckerlust bei den kleinen und großen Theaterbesuchern. »Alle Theatersparten haben zwischenzeitlich kindgerechte Spielformen entwickelt «, sagt Bollow, »charakteristisch ist inzwischen die Kombination unterschiedlicher Sparten in den Inszenierungen «. Aus dem Zusammenspiel von Multimedia-Elementen, Tanz, Schauspiel, Live-Musik und Figurentheater entstehen eine Welt und eine Geschichte, die die Kinder faszinieren, fesseln und die sie aktiv miterleben können. Dabei spielt das Alter der Kinder nur eine untergeordnete Rolle. Immer mehr Inszenierungen sind explizit auf ganz junge Zuschauer ab etwa zwei Jahren zugeschnitten. Diese Stücke kommen ohne Roten Faden aus, sie leben vielmehr von Musik, Poesie, Variationen und Wiederholungen. Ein sorgsames Auge sollte man aber trotzdem darauf haben, welches Stück für welches Alter geeignet ist. »Eltern, die sich hier nicht sicher sind, sollten beim Theater nachfragen«, rät Bollow, »gute Theater freuen sich darüber und helfen gerne weiter.« Christoph Schwärzler Foto: Fotolia MOrItZ Kinder Kinder 2016 121


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